Lange Zeit sah es gestern so aus, als ob der VfL auch im dritten Heimspiel in Folge ohne eigenen Treffer bleiben würde. So mussten sich die Zuschauer an der Brücke bis zur 89. Minute gedulden, als Ismail Badjie sich ein Herz fasste und mit einer Solo-Aktion das lila-weiße Herz erlöste.
Zuvor zeigte sich der VfL in gewohnter Manier in der Defensive stabil. So zeigte Jannik Müller unter allen Akteuren mit mindestens 45 Minuten Einsatzzeit mit 87,5% die drittbeste Zweikampfquote des Spieltags. Und auch Niklas Wiemann überzeugte auf der linken Innenverteidigerposition und entschied 75% seiner Duelle für sich. So sorgten sie gemeinsam mit Robin Fabinski, der die meisten Ballaktionen aller VfL-Akteure aufwies (53) dafür, dass der VfL bereits zum neunten Mal ohne Gegentor blieb. Damit behielt Lukas Jonsson in 60% seiner Einsätze in dieser Saison die weiße Weste.
Vor der defensiven Dreierkette agierte Kevin Wiethaup erneut als zentrale Anspielstation und lieferte unter den Startelfspielern die beste Passquote (86,7%). In der vordersten Spitze bot sich Robin Meißner oftmals als Ballfestmacher an und führte dementsprechend die meisten Zweikämpfe (29) bei den Osnabrückern. Der 26-Jährige hatte bereits in der ersten Halbzeit den Führungstreffer auf dem Fuß und fand sich auch nach dem Wiederanpfiff in aussichtsreichen Abschlusssituationen. Sein fünfter Saisontreffer blieb ihm jedoch verwehrt. So schickte Timo Schultz nach einer guten Stunde mit Fridolin Wagner und Ismail Badjie frische Kräfte in die Partie. Während der VfL in den Schlussminuten schon mehrmals gefährlich vor den Kasten der Ingolstädter kam, dauerte es wie erwähnt bis zur 89. Minute, als das Spielgerät im Tornetz vor der Ostkurve landete.
Einen zu langen Ball lief Badjie in einem Sprint hinterher und setzte dann zum Dribbling gegen Mattis Hoppe an. Die Situation beschrieb der Mann des Tages bei Magenta Sport wie folgt: „Ich habe gedacht, ich kriege den Ball noch. Und dann habe ich einfach geschossen und gehofft, dass der Ball irgendwie reingeht. Am Ende war er auch noch abgefälscht und dann ist der Ball irgendwie reingegangen.“ Hauptsache drin, dass dachten sicherlich auch seine Mitspieler die ihm anschließend ausgiebig feierten und in der Jubeltraube untertauchen ließen. Somit avancierte das VfL-Eigengewächs wie schon in Cottbus zum wiederholten Male zum Matchwinner für die Osnabrücker und erzielte an der Bremer Brücke, wie schon in der vergangenen Saison gegen die „Schanzer“ den entscheidenden Treffer zum 1:0-Heimsieg. Dank Badjies Déjà-vu blieben die drei Punkte also in der Hasestadt.
Dementsprechend fand auch Cheftrainer Timo Schultz nach der Partie im Interview bei Magenta Sport nur lobende Worte für den Youngster und musste sich zeitgleich erklären, warum er diesen nicht schon von Beginn an auf dem Platz geschickt hatte. „Es ist tatsächlich so, dass ich schon vorgestern mit Isy gesprochen habe. Der Junge ist sensationell drauf. Ich habe ihm auch gesagt, wenn er als Einwechselspieler so gut ist, dann können wir ihn erstmal nicht von Anfang an bringen. Aber wenn er so weitermacht, dann wird er über kurz oder lang auch von Anfang an auf dem Platz stehen.“
Die Jokerqualitäten des 20-Jährigen sind unbestritten, schließlich kann kein anderer Drittligaspieler in dieser Saison mehr Tore nach Einwechslungen vorweisen. Nur Nicklas Shipnoski und Nikolas Agrafiotis haben ebenfalls viermal getroffen. „Ich würde natürlich ehrlicherweise lieber von Anfang an spielen, aber so beschwere ich mich nicht“, erklärte Badjie nach dem Spiel bei Magenta Sport. Schließlich zählt am Ende nur das Endergebnis und das stimmte auch am gestrigen Samstag, trotz einer wenig ereignisreichen Partie. „Ich glaube wir hatten insgesamt schon bessere Spiele. Es war keine 10 von 10 Leistung, aber es muss auch mal dreckige Siege geben. Wir sind auf jeden Fall zufrieden mit den drei Punkten und das ist die Hauptsache.“
Mit dem vierten Heimsieg der Saison füllte man nicht nur das Punktekonto auf nun 29 Zähler, sondern auch das Selbstvertrauen auf. So antwortete Ismail Badjie auf die Frage, ob der gestrige 5:1-Auswärtssieg des SC Verl, den kommenden Gegner der Lila-Weißen, dem VfL Angst machen würde kurz und eindeutig: „Keineswegs“. Und auch dessen Cheftrainer Timo Schultz zeigte sich selbstbewusst und wählte in seinem Interview die Schlussworte „Die Verler können sich sicher sein, dass wir gut vorbereitet sind.“
Am kommenden Sonntag treffen also zwei Mannschaften mit viel Selbstbewusstsein in der Sportclub Arena aufeinander (Anpfiff: 16:30 Uhr). Dabei können sich die Lila-Weißen erneut auf eine grandiose Unterstützung freuen. Schließlich ist der Gästebereich mit über 2.000 Tickets ausverkauft. Gegen die Ostwestfalen will der VfL dann den vierten Auswärtssieg in Folge einfahren.
Text: Jendrik Greiwe
Fotos: Fabian Frommeyer









