Jahrzehntelang gingen der VfL Osnabrück und Jahn Regensburg aus sportlichen und geographischen Gründen getrennte Wege. Die erste Saison, die beide zusammenführte, endete für Niedersachsen und Oberpfälzer mit einem Debakel. Der Premieren-Auftritt des Jahn an der Bremer Brücke im April 2004 hatte aber zumindest für die Osnabrücker etwas Gutes.

Nach einem leblosen Auftritt in Unterhaching betrug der Rückstand auf das rettende Ufer für das Team von Thorsten Haas noch immer neun Punkte. Der Jahn, der vor dem Besuch in Osnabrück den späteren Aufsteiger Nürnberg geschlagen hatte, konnte den Sekt dagegen langsam kaltstellen. 36 Zähler nach 27 Spieltagen – das musste doch zum Klassenerhalt reichen. Die Regensburger gingen an der Bremer Brücke denn auch reichlich fahrig zu Werke und ließen sich von den Hausherren immer wieder düpieren.

So geschehen in der 23. Minute, als sich Jahn-Keeper Peter Martin und seine Vorderleute auf einen handelsüblichen Eckball vorbereiteten. Christian Lenze hatte aber Raffinierteres im Sinn und traf von der Fahne direkt ins Tor der Gäste. Auch nach dem Seitenwechsel präsentierten sich die Lila-Weißen wacher und handlungsschneller als das Team von Günter Brandl. Nach einer guten Stunde erkannte Marcel Schied (heute Walsleben-Schied), dass die Regensburger noch nicht sortiert waren, und machte aus einem Freistoß die perfekte Vorlage für Benjamin Schüßler, der aus knapp 20 Metern das 2:0 markierte.

107 Tore in zwei Jahren

Wenige Minuten vor dem Abpfiff schlug das Duo Schüßler-Schied erneut zu, diesmal allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Es war das 12. und letzte Saisontor des damals 20-jährigen Marcel Schied, der von Hansa Rostock an die Bremer Brücke gewechselt war und in der Saison 2004/05 für Unterhaching auflaufen sollte. Später kehrte er nach Rostock zurück, war aber auch für Carl Zeiss Jena, Eintracht Braunschweig und Holstein Kiel aktiv und absolvierte neben zwei Bundesligaspielen 178 Einsätze in der 2. und weitere 99 in der 3. Liga.

Als hängende Spitze war Walsleben-Schied stets torgefährlich, wenn auch nicht ganz so erfolgreich wie in den beiden letzten Jahren, in denen der mittlerweile 42-Jährige im Dress des FC KSG Lalendorf auflief. Für das Team aus dem Landkreis Rostock erzielte er nach Zählung der Ostsee-Zeitung in zwei Spielzeiten sage und schreibe 107 Tore. Und diese Stürmerlaufbahn ist noch nicht beendet! Marcel Walsleben-Schied wurde im Sommer dieses Jahres zwar zum Trainer des Kreisoberligisten befördert, seine Fußballschuhe wird er aber noch nicht an den Nagel hängen, sondern vorerst weiter auf Torejagd gehen. Hier ein aktueller Bild-Beleg aus dem „Nordkurier“.

Zurück in den sportlich frustrierenden Frühling 2004: Nach dem Sieg gegen Regensburg gelang dem VfL kein dreifacher Punktgewinn mehr. Der erste Nicht-Abstiegsplatz war nach 34 Spieltagen 15 Punkte entfernt. Überraschenderweise erwischte es aber auch den Jahn, der sein komfortables Polster nicht über die Ziellinie retten konnte. Nach der Niederlage an der Bremer Brücke gewannen die Oberpfälzer ebenfalls kein einziges Spiel mehr und stiegen am Ende in die Regionalliga Süd ab.


Text: Thorsten Stegemann
Bild: Marcel Schied im Dress des VfL @IMAGO / pmk