15 Spielzeiten verbrachten der VfL Osnabrück und der MSV Duisburg bis dato gemeinsam in einer Liga. Nur zweimal gelang es den Lila-Weißen sowohl das Hin- als auch das Rückspiel für sich zu entscheiden. Der erste Doppelerfolg liegt vier Jahrzehnte zurück.

Sommer 1985: Der VfL war – nach dem ersten Abstieg seit 1936 – wieder aus der Amateuroberliga Nord zurückgekehrt und sah einer ungewissen Zukunft entgegen. Das galt auch für die Zebras, die – vor kurzem noch Aufstiegskandidat, aber hoch verschuldet – einen katastrophalen Saisonstart hingelegt hatten. Als sich Blau- und Lila-Weiße am 22. Oktober im Wedaustadion trafen, hatten die Gastgeber von den ersten elf Ligaspielen nur ein einziges gewonnen. Der VfL kam auf zwei Siege, hatte durch einige Unentschieden aber immerhin sechs Zähler mehr auf dem Konto (alte Zwei-Punkte-Regel).

Ein fußballerisches Feuerwerk war unter diesen Umständen kaum zu erwarten. Folgerichtig verloren sich gerade einmal 2.000 Zuschauer im weiten Rund des Duisburger Stadions. Die sahen Feldvorteile für die Gäste, ansonsten aber ein Spiel ohne große Höhepunkte, in dem wohl keine Tore gefallen wären, wenn Frank Bohne in der 82. Minute nicht plötzlich die Richtung geändert und das Duisburger Tor anvisiert hätte. Aus 18 Metern sauste das Leder unter die Querlatte und besiegelte den ersten (von insgesamt nur drei) VfL-Erfolgen an der Wedau.

Vor dem Rückspiel am 5. April 1986 hatten die Zebras das rettende Ufer fast aus den Augen verloren. 12 Punkte betrug der Rückstand mittlerweile, während der VfL noch immer den Sog des Tabellenkellers spürte und mit Friedel Hoppe vorübergehend einen anderen Cheftrainer beschäftigte. Der etatmäßige Übungsleiter Rolf Grünther hatte den Braunschweiger Manfred Tripbacher im Dezember nach einem üblen Foul an Ulf Metschies und dem anschließenden Wortgefecht im Kabinengang zu Boden gestreckt und war – reumütig und umfassend geständig – vom DFB-Sportgericht für drei Monate gesperrt worden.

3.000 Fans erwarteten an der Bremer Brücke wenigstens einen Arbeitssieg. Den bekamen sie, aber mehr auch nicht. Die VfL-Defensive um Abwehrturm Neale Marmon stand weitgehend sicher, aber auf der anderen Seite vergaben die Lila-Weißen wie schon im Hinspiel zahlreiche Chancen und scheiterten immer wieder am Duisburger Schlussmann Wolfgang „Teddy“ de Beer, über dessen Verpflichtung auch in Osnabrück vor Saisonbeginn nachgedacht worden war. Stattdessen wechselte der Keeper 1986 zu Borussia Dortmund, wo er bis zu seinem viel zu frühen Tod im Dezember 2024 auch als Fanbeauftragter aktiv war.

Im Osnabrücker Dauerregen konnten die Hausherren de Beer zweimal überwinden: Paul Linz erzielte nach einer Viertelstunde mit einem präzisen Schuss ins lange Eck den 17. seiner 22 Saisontreffer, während Gerd Grau den Ball direkt nach der Pause aus kurzer Entfernung über die Linie bugsierte. Nach 38 Spieltagen hatte der VfL vier Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz – die beiden Erfolge gegen den MSV Duisburg waren also durchaus von entscheidender Bedeutung. Die Zebras mussten dagegen den bitteren Gang in die Oberliga Nordrhein antreten. In der kommenden Saison hießen die Gegner 1. FC Viersen, VfL Rhede, Viktoria Goch oder SV Baesweiler 09 – und auch der alte Stadtrivale Hamborn 07 durfte sich über ein Wiedersehen freuen. 1989 kehrte der MSV dann aber ins Fußball- Unterhaus zurück und spielte zwei Jahre später sogar wieder in der Bundesliga.

Den Osnabrückern blieb die Drittklassigkeit vorerst erspart, aber zwei Siege gegen Duisburg konnte man erst wieder in der Aufstiegssaison 2022/23 feiern. Sven Köhler sorgte seinerzeit für das Tor des Tages an der Bremer Brücke, während Florian Kleinhansl und Robert Tesche beim 2:1-Erfolg in Duisburg trafen.


Text: Thorsten Stegemann
Bild: Michael Kalkbrenner, Günter Eymold und Paul Linz stoppen einen Duisburger Angriff im Oktober 1985. Foto: Horstmüller