Am morgigen Samstag empfängt der VfL Osnabrück die Zweitvertretung der TSG Hoffenheim an der Bremer Brücke (Anpfiff: 14:00 Uhr). Während der VfL zu Hause weiter ungeschlagen ist, steckt die TSG in einer Formkrise. Der Vorbericht.
Der Gegner
Mit der Zweitvertretung der Turn- und Sportgemeinschaft 1899 ist am Samstag ein Liganeuling an der Bremer Brücke zu Gast. Während die erste Mannschaft der TSG im Jahr 2007 noch direkt aus der damals drittklassigen Regionalliga Süd in die 2. Bundesliga aufstieg und die heutige 3. Liga erst ein Jahr später ins Leben gerufen wurde, nimmt nun die U23 des Vereins erstmals an diesem Wettbewerb teil. Der Aufstieg in die Drittklassigkeit gelang nach 15 Jahren in der Regionalliga West in der vergangenen Saison dank einer souveränen Leistung mit nur fünf Saisonniederlagen und letztendlichen 75 Punkten unter Trainer Vincent Wagner. Dieser verließ den Verein im Sommer, um das Traineramt beim Zweitligisten SV Elversberg anzutreten.
Cheftrainer der TSG ist seitdem Stefan Kleineheismann. Der 37-Jährige arbeitete zuvor als Co-Trainer beim 1. FC Schweinfurt 05, Arminia Bielefeld sowie zuletzt bei Greuther Fürth. Bei den Kraichgauern übernahm Kleineheismann somit den ersten Cheftrainerposten seiner Karriere. Spielen lässt er seine Mannschaft dabei vorwiegend im 4-2-3-1. In allen zehn Saisonspielen zum Einsatz kam dabei auf der Linksverteidigerposition Florian Bähr. Der aus Heidelberg stammende Defensivspieler war bereits in seiner Jugend für die TSG aktiv, ehe er 2022 zum VfL Osnabrück wechselte. Nach einer Leihe zum TSV 1860 München und der anschließenden Vertragsauflösung bei den Lila-Weißen kehrte der 22-Jährige in diesem Sommer nach Hoffenheim zurück.

Neben Bähr verstärkten sich die Kraichgauer vor allem mit Spielern aus der eigenen U19. Insgesamt neun Akteure zog man aus der eigenen A-Jugend hoch. Neben den vereinsinternen Zugängen präsentierte man außerdem auch vier weitere externe Neuzugänge. So wechselten Denis Donker (Rot-Weiß Oberhausen), Ben Opoku Labes (SC Weiche Flensburg), Nader Jindaoui (Ventura County) und Yannik Lührs (Borussia Dortmund II) nach Hoffenheim. Während alle anderen ablösefrei zur TSG kamen, zahlte man für Yannick Lührs eine Ablösesumme von 400.000 EUR, womit der 21-Jährige Innenverteidiger zum teuersten Sommerneuzugang der 3. Liga zählt. Dabei stieß der gebürtige Hannoveraner erst am Deadline-Day zur TSG und stand seitdem in jedem Spiel in der Startelf.
Allgemein laufen die Hoffenheimer in dieser Saison stets mit einem sehr jungen Team auf. Mit einem Durchschnittsalter von nur 21,0 Jahren lieferte man am siebten Spieltag beim 5:1-Auswärtssieg beim TSV 1860 München die jüngste Startaufstellung der laufenden Saison. Die älteste TSG-Startformation der Saison liegt dabei ebenfalls bei nur 22,0 Jahren. Gegen Rot-Weiss Essen verlor man dabei mit 1:3. Das Durchschnittsalter etwas anheben könnten am Wochenende die beiden Bundesligaspieler Mergim Berisha und Dennis Geiger. Die beiden 27-Jährigen wurden im Sommer aus dem Bundesligakader der TSG gestrichen und trainieren bereits seit mehreren Wochen bei der U23 mit. Nun könnte in Osnabrück auch erstmals ein Einsatz im Spielbetrieb folgen.
Die Ausgangslage
Mit der TSG Hoffenheim ist am Samstag die viertbeste Offensive der Liga an der Bremer Brücke zu Gast. Bereits 20-mal traf man ins gegnerische Tor. Für die Hälfte der Treffer waren dabei Paul Hennrich und Ayoube Amaimouni-Echghouyab verantwortlich. Beide Außenbahnspieler trafen bereits fünfmal in dieser Saison und sind mit 33 (Amaimouni-Echghouyab) beziehungsweise 32 (Hennrich) Torschüssen auch die Akteure mit den dritt- und viertmeisten Torschüssen der Liga. Allgemein sind die beiden 20-Jährigen der Dreh- und Angelpunkt im Hoffenheimer Offensivspiel. So setzte Ayoube Amaimouni-Echghouyab zu den meisten Dribblings (47) der Liga an und führte zudem auch ligaweit die meisten Zweikämpfe (276). Hennrich dagegen weist die zweitmeisten Torschussvorlagen (16) bei der TSG auf.
Während die Offensive also das Prunkstück bei den Kraichgauern ist, steht man defensiv nicht immer ganz sicher. Mit 17 Gegentoren liegt man in dieser Statistik auf dem 17. Platz. Dauerbrenner in der Defensive ist Kapitän Valentin Lässig, der bislang stets über 90 Minuten auf dem Platz stand und nur am vergangenen Spieltag aufgrund einer Gelbsperre aussetzen musste. 663 Pässe spielte der 22-Jährige in dieser Saison bereits und steht damit ligaintern auf dem dritten Platz. Das überrascht nicht, so ist das Spiel der Hoffenheimer auf Ballbesitz ausgelegt. Mit einer Ballbesitzquote von 52,4% weist man die viertbeste Quote der 3. Liga auf. Zudem kamen 84,7% der Pässe bei der TSG bei den Mitspielern an. Nur der SC Verl und der VfB Stuttgart können noch bessere Quoten vorweisen. Während die Hoffenheimer mit einem Unentschieden und drei Siegen sehr erfolgreich in die Saison gestartet sind und am achten Spieltag noch auf dem dritten Tabellenplatz standen, ist die Mannschaft von Trainer Kleineheismann seit drei Spielen sieglos. Nach dem furiosen 5:1-Auswärtssieg gegen 1860 München folgte ein 1:1-Remis gegen den SSV Ulm und zwei 1:3-Niederlagen gegen Rot-Weiss Essen und im Duell der Zweitvertretungen gegen den VfB Stuttgart.
Deutlich formstärker zeigt sich aktuell der VfL Osnabrück. Seit dem zweiten Spieltag, an dem man mit 1:3 beim TSV 1860 München verlor, ist die Mannschaft von Trainer Timo Schultz ungeschlagen. Es folgten fünf Siege und nur drei weitere Gegentore. Bei allen bisher zehn Ligaspielen über 90 Minuten auf dem Platz stand Patrick Kammerbauer. Der Schienenspieler lieferte in dieser Saison bereits 29 Torschussvorlagen und damit die zweitmeisten der Liga. Im letzten Ligaspiel beim 4:1-Auswärtssieg beim SV Waldhof Mannheim überzeugte dabei nicht nur Kammerbauer selbst, sondern auch Stürmer Robin Meißner, der mit seinem Doppelpack seine Saisontore zwei und drei feiern konnte. Während die bereits vielgelobte Defensive also bis auf den selbstverschuldeten Gegentreffer auch in Mannheim stabil stand, stach vor allem die Offensivleistung der Lila-Weißen heraus. Denn bis zum Spiel bei der „Buwe“ konnte der VfL höchsten zwei Treffer in einem Spiel feiern. Insgesamt steht man mit 15 Treffern in der Offensivstatistik nur im Tabellenmittelfeld auf dem 12. Platz. Am Samstag möchten die Lila-Weißen also an das Spiel gegen Mannheim anknüpfen und auch vor heimischer Kulisse wieder mehrfach ins gegnerische Tor treffen. Schließlich ist die Bremer Brücke bereits jetzt restlos ausverkauft. Mit dem Gästeblock, der an diesem Spieltag ebenfalls von VfL-Fans gefüllt werden wird, wird die Brücke also besonders in lila-weiß erstrahlen. Für diese erneut herausragende Unterstützung wollen sich Osnabrücker dann mit den nächsten drei Punkten und dem vierten Heimsieg der Saison bedanken.
Das Personal
Bei den Hoffenheimern fallen mit Hennes Behrens (Muskelverletzung), Kelven Frees (Knöchelbruch), Blessing Makanda (Sehnenabriss), Melvin Onos (Schlüsselbeinbruch), Gianluca Pelzer (Schambeinentzündung) und Tiago Poller (Sprunggelenksverletzung) gleich sechs Spieler für die morgige Partie aus.
Auf der Gegenseite stieg beim VfL der zuletzt verletzte Niklas Wiemann im Laufe der Länderspielpause wieder voll ins Mannschaftstraining ein und ist somit für Cheftrainer Timo Schultz wieder eine mögliche Kaderoption in der Defensive. Bernd Riesselmann pausierte in der vergangenen Trainingswoche aufgrund einer Erkältung und ist somit für das Heimspiel gegen die TSG nicht einsatzfähig.
Stimmen zum Spiel
TSG-Trainer Stefan Kleineheismann freut sich auf eine anspruchsvolle Aufgabe für sein junges Team. „Natürlich wird das an der Bremer Brücke vor ausverkauftem Haus eine schwierige Aufgabe, aber genau darum geht es doch: Wir wollen uns mit starken Gegnern messen und dazu bietet sich am Samstag eine sehr gute Gelegenheit. […] „Wir wissen, dass wir nicht viele Chancen bekommen werden und eiskalt sein müssen. Und dass wir defensiv ein paar Schritte mehr machen müssen als zuletzt, als wir zu viele Gegentreffer gefressen haben. Unsere Leistungen waren gut, aber der Ertrag zu gering. Die Jungs wissen das und da werden wir ansetzen.“
Auf der Gegenseite hob VfL-Cheftrainer Timo Schultz im Spieltagsinterview am Freitagvormittag die besonderen Qualitäten der TSG hervor. „Spielerisch ist es absolut eine Topmannschaft. Die Jungs haben Spaß am Kicken, so wie es in der U23 sein soll. Sie wollen den Ball, gehen ins Dribbling und bieten viel Tiefgang. Zwar ist es eine Ausbildungsmannschaft, aber Hoffenheim hat in den letzten Jahren auch bewiesen, dass sie viele junge Spieler entwickeln können. Sie schlagen sich sehr gut und haben bereits ein paar Ausrufezeichen gesetzt. Wir sind auf jeden Fall gewarnt.“
TV und Liveticker
Der Pay-TV Sender Magenta Sport überträgt die Partie ab 13:45 Uhr live. Zudem meldet sich wenige Minuten vor Anpfiff wie gewohnt das Liveradio presented by Fuchs Group unter vfl.de/liveradio. Ansonsten ist das Spiel auch im Liveticker in der App und über die Website oder auf der Plattform X verfolgbar.
Text: Jendrik Greiwe
Beitragsfoto: Jonas Jürgens
Foto im Text: osnapix