Am morgigen Mittwochabend empfängt der VfL Osnabrück den SSV Jahn Regensburg an der Bremer Brücke (Anpfiff: 19 Uhr). Beim ersten Flutlichtheimspiel in dieser Saison möchte die Mannschaft von Cheftrainer Timo Schultz nicht nur hinten die Null halten, sondern auch in der Offensive für Furore sorgen. Der Vorbericht.

Der Gegner
Der Sport- und Schwimmverein Jahn Regensburg ist nach nur einer Saison in der 2. Bundesliga zurück in der Drittklassigkeit. Dabei zeichnete sich die Rückkehr in die 3. Liga in der vergangenen Saison schon früh ab. Am Ende musste man mit nur 25 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz den Schritt zurück in Liga 3 antreten. Der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelang zuvor unter Trainer Joe Enochs, der das Team drei Spieltage vor Schluss in der Saison 2022/23 übernahm, den Abstieg aus der 2. Bundesliga jedoch nicht verhindern konnte. In der anschließenden Drittligasaison formte er jedoch ein starkes Team und führte den SSV am Ende auf den dritten Platz. In der Relegation setzte er sich wiederum gegen den SV Wehen Wiesbaden durch und feierte den ersten Aufstieg seiner Trainerkarriere. Nach nur zehn Spieltagen und nur drei Siegen musste er in Regensburg aber im Oktober 2024 wieder seine Koffer packen. Teil des Kaders in der vergangenen Saison war auch Kai Pröger, der insgesamt 30 Einsätze für den Jahn feierte (elf davon unter Trainer Joe Enochs). Nach zwei Toren und dem Abstieg zog es den 33-Jährigen im Sommer zum VfL Osnabrück in die Hasestadt. Somit kam es zum Wiedersehen mit Joe Enochs, der wiederum seit diesem Sommer als Direktor Fußball bei den Lila-Weißen tätig ist.

Neben Pröger verließen im Sommer noch siebzehn weitere Akteure den Verein. Für den Geschäftsführer Sport, Achim Beierlorzer, lag also eine Menge Arbeit vor, um eine schlagkräftige Mannschaft für Rehabilitierung in der 3. Liga aufzustellen. Am Ende konnte der 57-Jährige insgesamt 13 externe Zugänge vorstellen. Dabei bediente man sich mit Nicolas Oliveira (Hamburger SV), Florian Dietz (1.FC Köln), Benedikt Bauer (Karlsruher SC) und Adrian Fein (SV Waldhof Mannheim) in allen drei deutschen Profiligen. Aber auch aus dem Ausland verpflichtete Beierlorzer deutschsprachige Spieler. So kamen Felix Strauss vom bulgarischen Erstligisten Spartak Varna und Leo Mätzler vom österreichischen Zweitligisten SC Austria Lustenau in die viertgrößte Stadt Bayerns.

Trainer der Rot-Weißen ist seit diesem Sommer Michael Wimmer. Der 45-Jährige, der als Spieler vorwiegend in der Regionalliga Süd und der Oberliga Bayern aktiv war, begann seine Trainerkarriere in der U19 seines Heimatvereins FC Dingolfing. Von da wechselte er im Sommer 2010 in den Nachwuchsbereich des 1. FC Nürnberg, in dem er in verschiedenen Funktionen acht Jahre lang tätig war. Zu Beginn der Saison 2018/19 holte ihn dann Manuel Baum als Co-Trainer zum FC Augsburg. Nach einer Saison zog es Wimmer schließlich zum VfB Stuttgart, bei denen er unter Pellegrino Matarazzo (100 Spiele) und Tim Walter (20 Spiele) ebenfalls als Co-Trainer tätig war. Erstmals ins vordere Glied rückte er im Oktober 2022, als er als Interimstrainer bei den Schwaben eingestellt wurde. Nach sieben Spielen und vier Siegen sowie drei Niederlagen entließ man Wimmer jedoch wieder. Anschließend wurde er Cheftrainer bei Austria Wien. In 57 Spielen fuhr Wimmer im Schnitt 1,49 Punkte ein. Seine zweite Auslandsstation folgte im Februar dieses Jahres. Beim Motherwell FC übernahm er in Doppelfunktion sowohl das Cheftraineramt als auch den Job des Sportdirektors. Nach nur 12 Spielen verließ Wimmer den schottischen Klub auf eigenen Wunsch, um schließlich Cheftrainer bei Jahn Regensburg in der Nähe seiner Heimatstadt zu werden.

Dort stand er nun ebenfalls in 12 Partien an der Seitenlinie und kann bislang eine Bilanz von fünf Siegen, ein Unentschieden und sechs Niederlagen vorweisen. Drei der fünf Siege fuhr man allerdings im Landespokal ein, sodass man in der 3. Liga nach acht Spieltagen mit sieben Punkten auf dem 17. und damit ersten Abstiegsplatz steht. Damit ist es der zweitschlechteste 3. Ligastart der Vereinsgeschichte. Nur in der Saison 2008/09 startete man noch schlechter (sechs Punkte) in die neue Spielzeit. Damals landete man am Ende noch auf dem rettenden 15. Platz.

Die Ausgangslage
Trotz des prekären Saisonstarts kommt der Jahn mit Selbstbewusstsein nach Osnabrück. Schließlich fuhren die Rot-Weißen am vergangenen Sonntag den zweiten Heimsieg der Saison ein. Dank der späten Treffer von Robin Ziegele und Phil Beckhoff gewann man mit 2:0 gegen den Sportclub Verl. Zuvor kassierten die Regensburger allerdings vier Niederlagen in Folge, bei denen man nur zwei eigene Tore erzielen konnte. Ein Schlüsselspieler in der Offensive des SSV ist zweifelsohne Noel Eichinger. Der 24-Jährige führte nicht nur die meisten Zweikämpfe (178) aller Jahn-Spieler, sondern brachte auch die zweitmeisten Torschüsse auf den gegnerischen Kasten (14). Zudem geht der Rechtsaußen auch sehr gerne ins Dribbling und konnte von seinen elf Duellen 72,7% für sich entscheiden. Mit drei Toren und einer Vorlage ist Eichinger auch in der Summe der torgefährlichste Regensburger Akteur. In der Defensive sticht beim Jahn dagegen Lepold Wurm heraus. Der gebürtige Regensburger stand in jedem Spiel in der Startelf und verpasste bisher nur eine einzige Halbzeit. Mit 21 Befreiungen liefert der 1,94m-große Innenverteidiger zudem den drittbesten Wert der Liga. Der Marktwert des 19-Jährigen liegt derzeit bei 1,5 Millionen EUR. Damit ist er zusammen mit Deniz Zeitler von der Zweitvertretung der TSG Hoffenheim der wertvollste Spieler der Liga. Bereits in der vergangenen Saison gehörte das Nachwuchstalent zum festen Bestandteil des Profikaders und lief 22-mal für den Jahn auf.

Keine einzige Minute verpassten in dieser Saison beim Jahn bislang Torwart Felix Gebhardt und Neuzugang Felix Strauss. Der Innenverteidiger führt die Mannschaft seit der Verletzung und der Rotsperre von Stammkapitän Christian Kühlwetter als Mannschaftsführer auf das Feld und übernimmt die zentrale Position in der defensiven Dreierkette. 61,3% seiner Zweikämpfe entschied der 24-Jährige in dieser Saison für sich. Zudem kamen 83,8% seiner 302 Pässe bei seinen Mitspielern an. Mit vier gelben Karten bekam der Österreicher die viertmeisten aller Drittligaakteure. Damit ist er in seiner Mannschaft allerdings nicht alleine. So zückten die Schiedsrichter in dieser Spielzeit bereits 24-mal gegen die Rot-Weißen den gelben Karton. Damit steht man ligaintern auf dem vierten Platz. Oben mit dabei, nämlich an der Tabellenspitze, steht man in der Laufstatistik. Kein anderes Team lief in dieser Spielzeit bislang mehr als die Mannschaft von Michael Wimmer. Insgesamt 951,2km legte der Jahn schon zurück. Im Tabellenkeller der Statistiken stehen die Regensburger dagegen bei den Pass- und Ballbesitzwerten. Keine andere Mannschaft hatte bislang so wenig den Ball wie die Rot-Weißen (43,7% Ballbesitz). Dies liegt wahrscheinlich auch an den Passwerten des SSV. So kam nur 75,2% der Zuspiele erfolgreich beim Mitspieler an. Einen noch schlechteren Wert kann nur die Mannschaft des TSV Havelse (73,8%) vorweisen.

Der VfL Osnabrück steht in diesen Statistiken dagegen im Tabellenmittelfeld der Liga. Mit durchschnittlichen 50% Ballbesitz und einer Passquote von 80,9% steht man auf Platz elf beziehungsweise zehn. Ganz oben mit dabei sind die Lila-Weißen dagegen bei den Torschüssen. 129-mal feuerte man das Spielgerät bereits auf das gegnerische Gehäuse. Ganze 31 Versuche davon kamen dabei von Lars Kehl. Damit steht der Offensivspieler an der Spitze dieser Statistik. Während wie bereits erwähnt am Mittwochabend die laufstärkste Mannschaft der Liga an der Bremer Brücke zu Gast sein wird, trägt der zweitlaufstärkste Spieler der 3. Liga dagegen ein lila-weißes Trikot. 90 km legte Patrick Kammerbauer in seinen acht Einsätzen bereits zurück. Einzig Danilo Wiebe vom TSV Alemannia Aachen kann noch 700 Meter mehr Distanz vorweisen.

Ebenfalls die rechte Außenbahn hoch und runter lief Kammerbauer auch am vergangenen Sonntag. Beim torlosen Remis gegen Viktoria Köln blieb die lila-weiße Defensive bereits zum fünften Mal in dieser Saison ohne Gegentor. Besonders souverän ist die Osnabrücker Hintermannschaft dabei an der heimischen Bremer Brücke. Ein einziges Mal musste Torwart Lukas Jonsson bisher in einem Heimspiel hinter sich greifen. Dass der VfL auch in der Partie gegen den Jahn am Mittwoch die Null halten kann, ist historisch gesehen nicht unwahrscheinlich. Denn in gleich vier von den bislang acht Heimspielen konnten die Lila-Weißen einen Heimsieg ohne Gegentor gegen die Regensburger feiern.

Das Personal
Bei den Gästen fallen mit Lucas Hermes (Leistenverletzung), Christian Kühlwetter (Knieverletzung), Julian Pollersbeck (Adduktorenprobleme) und Benedikt Saller (Rotsperre) vier Spieler für die morgige Partie aus.

Auf der Gegenseite muss VfL-Coach Timo Schultz definitiv auf Niklas Wiemann (Innenbanddehnung) verzichten. Der Einsatz von Robin Fabinski, der zuletzt erkrankt fehlte, nun aber wieder mittrainierte, ist dagegen sehr fraglich.

Stimmen zum Spiel
VfL-Akteur Fridolin Wagner fiebert dem Flutlichtspiel an der Bremer Brücke schon sehr entgegen. „Jahn Regensburg ist eine intensive Mannschaft, die das letzte Spiel gewonnen hat und uns wie jede Mannschaft in der 3. Liga alles abverlangen wird. Wir freuen uns auf das erste Heimspiel am Abend. Bei so einem Abendspiel ist die gute Stimmung, die wir sowieso immer haben, nochmal ein Stück besonderer. Ich glaube, das wird ein cooler Fußballabend. Wir werden auf jeden Fall alles raushauen.“

Auch VfL-Cheftrainer Timo Schultz erwartet eine schwierige Aufgabe am Mittwochabend. „Es ist ein Absteiger aus der 2. Liga, der sicherlich ganz andere Ansprüche und Ambitionen hat in der Saison. Sie stehen jetzt in der Tabelle ein bisschen unter uns und haben den Saisonstart ein bisschen verschlafen. Aber es ist ein neuer Trainer und eine neue Mannschaft. Die müssen sich erstmal finden und sind gerade dabei. Das ist sicherlich auch ein Prozess. Jetzt, mit dem ersten Heimsieg, haben sie gefühlt den Startpunkt geschafft und jetzt liegt es an uns, wieder den Pflock reinzuhauen, dass sie hier den Platz dann hoffentlich nicht als Gewinner verlassen.“

Auf der Gegenseite zeigte sich SSV-Trainer Michael Wimmer nach dem 2:0-Heimsieg gegen den SC Verl zuversichtlich hinsichtlich der Partie gegen die Lila-Weißen. „Wir fahren jetzt mit Selbstvertrauen zum VfL, wissen aber, dass wir wieder dieselbe Leidenschaft, dieselben 100 Prozent und dieselbe Zweikampfstärke benötigen, um dort ein gutes Spiel zu machen.“

TV und Liveticker
Der Pay-TV Sender Magenta Sport überträgt die Partie ab 18:45 Uhr live. Zudem meldet sich wenige Minuten vor Anpfiff wie gewohnt das Liveradio presented by Fuchs Group unter vfl.de/liveradio.  Ansonsten ist das Spiel auch im Liveticker in der App und über die Website oder auf der Plattform X verfolgbar.


Text: Jendrik Greiwe
Foto: osnapix