Im Oktober 1995 starteten die SpVgg Fürth und der TSV Vestenbergsgreuth ein seinerzeit heftig umstrittenes Fußballprojekt. Traditionalisten und Modernisierer konnten dem Gedanken an eine gemeinsame Zukunft zunächst wenig abgewinnen. Dann sprangen beide über ihre Schatten, doch der Vereinsnamen erregt immer noch die Gemüter.

Als der TSV Vestenbergsgreuth 1974 gegründet wurde, lag die letzte von drei deutschen Meisterschaften der Spielvereinigung Fürth bereits 45 Jahre zurück. Doch dieser Umstand bedeutete auch ein Problem des ruhmreichen Kleeblatts, das nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr an die Erfolge früherer Jahre anknüpfen konnte. Anfang der 90er Jahre rutschten die Franken bis in die viertklassige Landesliga ab, immer wieder gefährdeten wirtschaftliche Probleme die Existenz des Vereins.

Davon konnte im Landkreis Erlangen-Höchstadt keine Rede sein, denn mit dem Tee- und Kräuterfabrikanten Martin Bauer hatte der TSV Vestenbergsgreuth einen finanzkräftigen Sponsor an Bord. Auch sportlich erregte der Dorfverein zunehmend Aufsehen. Innerhalb von zwei Jahrzehnten kletterte der TSV von der untersten Spielklasse bis in die drittklassige Regionalliga Nord und sorgte am 14. August 1994 bundesweit für Schlagzeilen. In der ersten Runde des DFB-Pokals gewann das Team von Paul Hesselbach mit 1:0 gegen den übermächtigen FC Bayern München und zog nach einem 5:1 gegen Homburg sogar ins Achtelfinale ein.

Trotzdem zeichnete sich immer deutlicher ab, dass Fürth und Vestenbergsgreuth allenfalls zusammen die Chance haben würden, der Fußballregion zu neuem Glanz zu verhelfen. Helmut Hack, seines Zeichens Bauer-Geschäftsführer und TSV-Präsident, gehörte zu den entschiedensten Befürwortern einer Fusion, die auch Amtskollege Edgar Burkart befürwortete.
Doch auch nach dem Zusammenschluss, der formal als „Beitritt“ der TSV-Fußballabteilung vollzogen wurde, bekam Hack, nunmehr Chef der SpVgg Greuther Fürth, den Unmut vieler Fans zu spüren. Die eigenwillige Namenskonstruktion „Greuther Fürth“ stieß vielen Anhängern ebenso bitter auf wie die Entscheidung, den Ronhof zeitweise zum Playmobil-Stadion zu machen oder attraktive Pokalspiele beim ungeliebten Derbygegner Nürnberg auszutragen.

Auf der anderen Seite wuchs die Zahl der Fürther, die sich mit der neuen Spielvereinigung anfreundeten. Schon 1997 gelang der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Seitdem wird am Ronhof durchgängig Profifußball gespielt, 2012/13 war die Spielvereinigung sogar für eine Saison erstklassig.
Währenddessen wurde beim TSV weiter Jugendfußball gespielt und 2007 auch wieder eine Herrenmannschaft für die unteren Spielklassen zusammengestellt.

Der lang anhaltende Erfolg und der zeitliche Abstand glätteten ursprüngliche Differenzen. Und natürlich freuten sich die Fürther Fußball-Traditionalisten über die Rückkehr zum dreiblättrigen Kleeblatt, das heute wieder allein an die große Geschichte erinnert. Denn bis 2017 musste es sich den Platz auf dem Vereinswappen zwar nicht mit einem Teeblatt, wohl aber mit dem Holzschuh der TSV Vestenbergsgreuth teilen.

Vielen Fürthern gehen diese Schritte allerdings nicht weit genug. Rund 40 Fanklubs und Gruppen sowie mehr als 2.000 Einzelpersonen unterstützen mittlerweile die Kampagne „Zurück zur SpVgg Fürth“. Die überlebenswichtige Hilfe des TSV und „der selbstlose Einsatz“ von Helmut Hack werden von der Initiative ausdrücklich anerkannt. Der Name SpVgg Fürth sei allerdings nicht nur identitätsstiftend, sondern auch „so präsent wie in den letzten 20 Jahren nicht“.

Durchaus möglich also, dass die Geschichte hier noch nicht zu Ende ist. Eine neuerliche Namensänderung kann allerdings nur von einer Mitgliederversammlung beschlossen werden.

Text: Thorsten Stegemann
Bild: Die damaligen Vereinspräsidenten Helmut Hack (l., TSV Vestenbergsgreuth) und Edgar Burkart (r., SpVgg Fürth) im Oktober 1995 © SpVgg Greuther Fürth