In den späten 60er und frühen 70er Jahren nahmen zwei Vereine für Leibesübungen Kurs auf die höchste deutsche Spielklasse. Osnabrück qualifizierte sich in der Regionalliga Nord, Bochum in der Regionalliga West mehrfach für die Aufstiegsrunden zur 1. Bundesliga. Im Mai und Juni 1971 trafen die beiden in einer Qualifikationsgruppe aufeinander. Nur Platz 1 reichte zum Sprung in die Beletage …

„Ich bin stolz darauf, als Feldwebel zu gelten“. Der von 1860 München zur Bremer Brücke gewechselte Fritz Langner galt als absoluter Disziplinfanatiker und einer der härtesten Trainer im deutschen Fußball. Bei seinen Spielern stießen die Methoden, die der „eiserne Fritz“ für unerlässlich hielt, nur bedingt auf Gegenliebe. Am Ende einer aufreibenden Saison reichte es für den Vorjahresmeister der Regionalliga Nord trotzdem zum erneuten Titelgewinn. Die Lila-Weißen retteten ihren hauchdünnen Vorsprung auf St. Pauli, Lübeck und Kiel über die Ziellinie.

Auch in der Regionalliga West setzte sich der Favorit durch – mit der besseren Tordifferenz im Vergleich zu Fortuna Düsseldorf und einem Punkt Vorsprung auf den Wuppertaler SV. Hermann Eppenhoff, der Borussia Dortmund zu Meisterschaft und Pokalsieg geführt hatte, war mit Bochum 1968 bereits in das DFB-Pokalfinale eingezogen und peilte nun den Aufstieg in die Bundesliga an. Sein größter Trumpf war Hans Walitza, einer der Top-Torjäger jener Zeit, für den sich auch Bayern München und Real Madrid interessierten.

Im Mai und Juni 1971 trafen dann die Meister aus dem Norden und Westen aufeinander. Mit von der Partie waren außerdem der FK Pirmasens, der Karlsruher SC und Tasmania 1900 Berlin.
Gleich zum Auftakt empfing der VfL den Namensvetter aus dem Ruhrpott, der sich an der Bremer Brücke keine Blöße gab. Zwar konnten Charly Tripp und Reinhard Wasner das 0:1 und 1:2 noch egalisieren, doch dann besorgte Hans Walitza das 3:2, ehe Werner Krämer zum 4:2-Endstand traf.
Eppenhoffs Schützlinge eilten nun von Sieg zu Sieg und hatten allein in Pirmasens das Nachsehen (0:1). Das 3:1 im Rückspiel gegen Osnabrück, zu dem Walitza zwei weitere Treffer beisteuerte, bedeutete den ersehnten Aufstieg in die 1. Bundesliga. Der VfL aus Niedersachsen, der in Pirmasens (1:0) und Karlsruhe (3:0) sowie daheim gegen Tasmania Berlin (1:0) erfolgreich war, musste sich am Ende mit Platz 2 begnügen.

Für den VfL Bochum begannen dagegen 22 denkwürdige Jahre in der Fußball-Bundesliga. Erst 1993 trat der oft als „graue Maus“ verspottete Klub, den seine Anhänger als „unabsteigbar“ feierten, den Rückweg in die 2. Liga an.

Foto: Am 16. Juni 1971 gewann der VfL Bochum im Rückspiel der Aufstiegsrunde mit 3:1 gegen die Lila-Weißen. Top-Stürmer Hans Walitza hier im Duell mit Osnabrücks Keeper Andreas Burose – im Hintergrund Reinhard Wasner.
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Autor: Thorsten Stegemann