21. April 2012: Am drittletzten Spieltag der Saison 2011/12 kann der SV Sandhausen den größten Erfolg in der 96-jährigen Vereinsgeschichte perfekt machen. Bei einem Sieg im Preußenstadion winkt der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Mit von der Partie sind gleich mehrere Akteure, die später das Trikot der Lila-Weißen tragen werden. Einer von ihnen spielt eine Schlüsselrolle.

Vor der Reise nach Westfalen hatte Sandhausen zwar „nur“ 63 Zähler auf dem Konto. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz betrug allerdings bereits acht Punkte. Das Team von Gerd Dais, den SV-Präsident Jürgen Machmeier im Februar 2011 zurückgeholt hatte, spielte eine engagierte, weitgehend fehlerfreie Saison und fuhr als klarer Favorit zu den Preußen, die Ende April im unteren Mittelfeld feststeckten.

Rund 5.000 Zuschauer sahen im Preußenstadion ein umkämpftes Drittligaspiel, in dem Tim Danneberg nach einer halben Stunde das erste Ausrufezeichen setzte. Der Mittelfeldspieler, der zwei Tage später seinen 26. Geburtstag feierte, traf per Kopf zum 1:0. Den Preußen gelang in der 55. Minute zwar noch der Ausgleich, doch sieben Minuten vor dem Abpfiff war Danneberg erneut zur Stelle. Mit seinem zweiten Treffer schoss er den SV Sandhausen erstmals in die 2. Bundesliga!

Das 15.000 Einwohner-Städtchen hat seitdem einen festen Platz auf der Fußball-Landkarte – und zwar aus eigener Kraft, wie man am Hardtwald gerne betont. Schließlich hatte der SVS 2005 das Angebot von Dietmar Hopp ausgeschlagen, mit Hoffenheim und Walldorf zu einem großen Profiklub zu fusionieren. „Hier ist Platz für zwei Vereine“, meinte Jürgen Machmeier seinerzeit – und der Präsident behielt am Ende Recht. Seit dem Aufstieg hat sich der SV Sandhausen im Fußball-Unterhaus etabliert und bestreitet aktuell die neunte Spielzeit in Folge.

Tim Danneberg absolvierte nach Stationen in Kiel und Chemnitz zwischen 2017 und 2019 insgesamt 64 Ligaspiele für den VfL und gehört heute zum Trainerstab der Lila-Weißen. Neben dem Mittelfeldmann, der in der Aufstiegssaison mit 33 Einsätzen zu den absoluten Leistungsträgern zählte, standen im Kader des SVS vier weitere Spieler, die später in Osnabrück für Schlagzeilen sorgten – oder immer noch sorgen.

Marcel Kandziora kam 2014 über den FSV Frankfurt zum VfL, ehe es ihn in die Vereinigten Staaten zog. Heute spielt er beim RSV Meinerzhagen.
Direkt nach dem Sandhäuser Aufstieg wechselte Adriano Grimaldi zur Bremer Brücke, dann stand der Stürmer bei Heidenheim, Münster, 1860 München und Uerdingen unter Vertrag.

Mit 25 Einsätzen gehörte auch David Blacha zu den Aufstiegshelden des Jahres 2012. Er ging mit Sandhausen in die 2. Liga und spielte dann für Rostock und Wehen Wiesbaden. 2018 unterschrieb Blacha einen Vertrag bei den Lila-Weißen – im selben Jahr wie Philipp Kühn, der zuvor das Tor von Drochtersen/Assel, Viktoria Köln und Oberhausen gehütet hatte.
2011/12 musste Kühn zwar Sandhausens Stammkeeper Daniel Ischdonat zumeist den Vortritt lassen. In der Aufstiegssaison absolvierte er jedoch drei Partien und stand u.a. beim Gastspiel des SVS in Osnabrück zwischen den Pfosten.

Text: Thorsten Stegemann
Bilder: osnapix