Vor einem halben Jahrhundert war die Beletage des deutschen Fußballs zum Greifen nah: Von 1969 bis 1973 qualifizierte sich der VfL Osnabrück fünfmal in Folge für die Aufstiegsrunden zur Bundesliga. Der Karlsruher SC unternahm in dieser Zeit vier Anläufe. Doch Blau- und Lila-Weißen blieb der große Erfolg versagt.

In den 60er und frühen 70er Jahren führte der Weg in die Bundesliga durch das berühmte Nadelöhr. Der Aufstieg wurde in zwei Qualifikationsrunden ausgespielt, an denen die Meister der zweitklassigen Regionalligen Nord, West, Südwest, Süd und Berlin sowie einige (und ab 1968 alle) Vizemeister dieser Spielklassen teilnehmen durften. Nur die beiden Gruppensieger stiegen am Ende in die Bundesliga auf.

Der VfL startete trotzdem voller Optimismus in die Aufstiegsrunde 1969, nachdem die Lila-Weißen die Regionalliga Nord fast nach Belieben dominiert hatten. 30.000 Zuschauer sahen an der Bremer Brücke ein spektakuläres 3:3 gegen Rot-Weiß Essen, das Rückspiel an der Hafenstraße war das einzige, das die Schützlinge von Radoslav Momirski verloren geben mussten. Trotzdem reichte es am Ende nur zu Platz 2. Der KSC, der gegen den VfL zuhause 1:1 gespielt und an der Bremer Brücke 1:2 verloren hatte, wurde Dritter.
Die Partien im Juni 1969 waren die ersten Pflichtspiele zwischen beiden Vereinen.

Ein Jahr später tauschten die Klubs die Rollen. Zwar gewannen die Lila-Weißen ihr Heimspiel gegen Karlsruhe erneut mit 2:1, kassierten im Wildpark aber eine böse 0:6-Klatsche. Außerdem verlor der VfL gegen Tennis Borussia Berlin, bei Arminia Bielefeld und zweimal gegen den SV Alsenborn. Am Ende war man Tabellenletzter, während dem KSC ein Punkt zu Aufsteiger Arminia Bielefeld fehlte.

Wiederum ein Jahr später fanden die meisten Teilnehmer von Aufstiegsgrunde 1 kein Mittel gegen den übermächtigen VfL Bochum, der in Pirmasens verlor, aber die sieben anderen Spiele allesamt für sich entschied. Die von Fritz Langner trainierten Lila-Weißen trennten sich im eigenen Stadion 1:1 von Karlsruhe, gewannen jedoch das Rückspiel mit 3:0.

1972 qualifizierte sich VfL mit seinem neuen Übungsleiter Erwin „Ata“ Türk für die Ausscheidungsspiele. Karlsruhe durfte als Tabellensiebter der Regionalliga Süd nur zuschauen. Für Osnabrück gab es aber auch diesmal nichts zu holen. Dem Wuppertaler SV gelang in diesem Sommer Einmaliges: Als erster und einziger Verein konnte er alle acht Spiele einer Aufstiegsrunde für sich entscheiden.
Erfolgsgarant war Stürmer Günter Pröpper, der Mitte der 60er Jahre noch das Trikot des VfL getragen hatte. „Meister“ Pröpper erzielte in der Regionalliga-Saison, die der Aufstiegsrunde vorausging, sagenhafte 52 der 111 Wuppertaler Tore. In den Ausscheidungsspielen gegen Osnabrück, Borussia Neunkirchen, die SpVgg Bayern Hof und Tasmania Berlin kamen weitere acht hinzu.

Ein Jahr später nahmen VfL und KSC ein letztes Mal an den Aufstiegsrunden teil, nun aber in unterschiedlichen Gruppen. Beide belegten nur den vierten Tabellenplatz, die Startplätze für das Fußball-Oberhaus gingen an Fortuna Köln und Rot-Weiß Essen.

Für den Karlsruher SC war diese Episode unerfreulich, aber die Badener hatten immerhin bereits von 1963 bis 68 in der Bundesliga gespielt, kehrten später noch fünfmal in die Beletage zurück und qualifizierten sich sogar für den UEFA-Cup.
Beim VfL blieb die Bundesliga – vor allem in den Jahren, in denen Präsident Hartwig Piepenbrock die Geschicke des Vereins lenkte – das große, aber unerreichte Ziel. Bis heute kamen ihm die Lila-Weißen nie wieder so nah wie im Sommer 1969.

Text: Thorsten Stegemann
Bilder: VfL-Museum