In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre wurde das bis heute erfolgreichste Kapitel der Würzburger Fußballgeschichte geschrieben. 1976 stieg der FC 04 Würzburg in die 2. Bundesliga Süd auf, ein Jahr später folgte der Stadtrivale vom Dallenberg. Ein Dortmunder Kult-Stürmer spielte für beide Vereine und lief im Herbst seiner Karriere noch einmal zu ganz großer Form auf.

Für den BVB erzielte er in den 60er Jahren 115 Tore in 183 Bundesliga-Spielen – effektiver stürmten in Deutschlands Beletage nur Gerd Müller und Robert Lewandowski. Doch Lothar „Emma“ Emmerich (1941-2003) suchte nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft, des DFB-Pokals und des Europapokals der Pokalsieger immer noch neue Herausforderungen. Nach erfolgreichen Engagements in Belgien und Österreich heuerte er 1974 zunächst beim 1. FC Schweinfurt 05 an.

Zwei Jahre später landete der frisch gebackene Zweitligaaufsteiger FV 04 Würzburg einen echten Coup, als er den bald 35-jährigen Star ins Stadion an der Frankfurter Straße lotste. Doch „Emmas“ Verpflichtung war weit mehr als eine gelungene Marketingaktion. Der Routinier erzielte 24 von 49 Würzburger Treffern und wurde Torschützenkönig der 2. Bundesliga Süd.

Entsprechend groß war das Aufsehen, als sich ein Jahr später auch die Würzburger Kickers für die 2. Bundesliga qualifizierten und Lothar Emmerich zum Dallenberg holten. Getreu seinem legendären Motto „Gib mich die Kirsche“ verwandelte er einen Elfmeter beim unvergessenen 3:0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg, markierte im fortgeschrittenen Fußballalter noch einmal neun Treffer und fungierte zwischenzeitlich sogar als Spielertrainer.

Trotzdem konnten die Kickers am Ende nur 4 von 38 Spielen für sich entscheiden. Selbst beim Stadtderby kam man im eigenen Stadion nicht über ein 2:2 hinaus, das Rückspiel gewann der FV mit 4:0. Der Abstieg der Kickers war besiegelt, bis zur Rückkehr in den Profifußball sollten 38 Jahre vergehen.

Der Stadtrivale hielt sich bis 1980 in der 2. Liga, meldete ein Jahr später Insolvenz an und firmiert seitdem als Würzburger FV. Lothar Emmerich wechselte schrittweise auf die Trainerbank, betreute u.a. Mainz 05, die SpVgg Bayreuth und Olympia Bocholt und wurde schließlich zusammen mit Alfred „Aki“ Schmidt Fanbeauftragter des BVB.

Die Kickers rutschten zeitweise bis in die siebtklassige Bezirksliga, gaben aber nie auf und trafen in der Bayernliga schließlich wieder auf den alten Stadtrivalen. Nach dem Doppelaufstieg 2012, der die Rothosen von der Landesliga in die viertklassige Regionalliga beförderte, haben sich die Kräfteverhältnisse in Würzburg endgültig umgekehrt. Während der WFV in der Bayernliga spielt, wollen sich die Kickers nach dem dritten Zweitliga-Aufstieg 2020 endlich im Fußball-Unterhaus festsetzen.

Text: Thorsten Stegemann
Bild: Kickers-Chronik