Er war einer der erfolgreichsten Stürmer der Bundesliga, wurde Torschützenkönig in Deutschland und Italien und 1990 Fußball-Weltmeister. Aber schon als junger Spieler traf Rudi Völler quasi nach Belieben. 1981/82 kam er im Dress von 1860 München auf 37 Treffer in 37 Spielen. Doch gegen die Lila-Weißen wollte ihm kein Treffer gelingen.

1860 und der VfL trafen sich gleich am zweiten Spieltag, wenige Wochen nachdem die Münchner aus der Bundesliga abgestiegen waren. 1:1 hieß es nach 90 Minuten und Toren von Viorel Năstase und Andreas Loges. Es war keine Partie für die Geschichtsbücher und rückblickend scheint es fast so, als hätten sich beide Mannschaften alles Hochklassige inklusive Spannung und Dramatik für das Rückspiel aufgehoben.

Am 24. Januar 1982 empfing der VfL als Tabellenneunter die drittplatzierten Sechziger. Deren Top-Stürmer hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 15 Treffer erzielt und Dreierpacks gegen Rot-Weiß Essen und den Freiburger FC geschnürt. (Dass Völler gegebenenfalls auch vier Tore in einem Spiel schießen konnte, sollten im weiteren Verlauf dieser Saison noch Wormatia Worms und sein Ex-Klub, die Offenbacher Kickers, feststellen.)

Die Lila-Weißen waren entsprechend gewarnt, doch mit Rudi Völler bekam Rolf Meyer an diesem Samstagnachmittag keine Probleme. Stattdessen hatten der VfL-Keeper und seine Mannschaftskollegen schon nach acht Minuten zwei Gründe zum Jubeln. Ein Kopfball von Tony Fagot und ein 16-Meter-Schuss von Michael Lorenz bedeuteten die frühe 2:0-Führung für die Hausherren.

1860 schlug jedoch innerhalb von zehn Minuten zurück. Der spätere VfL-Trainer Wolfgang Sidka und Leo Bunk egalisierten den Vorsprung der Lila-Weißen. In der Folgezeit entwickelte sich ein rassiges Zweitligaduell mit vielen Chancen auf beiden Seiten. Als Erich Beer eine Viertelstunde vor Schluss zum 3:2 traf, schien sich die Partie endgültig zu drehen. Doch die Gastgeber hatten postwendend eine Antwort parat. Niels Tune-Hansen reagierte nach einem Freistoß seines Teams am schnellsten und erzielte das sechste und letzte Tor des Tages.

„Ein interessantes Spiel für die Zuschauer“, resümierte der nicht eben begeisterte Gästetrainer Václav Halama, während sein Gegenüber Carl-Heinz Rühl mit dem Auftritt gegen seinen Ex-Klub durchaus zufrieden war. Am Ende dieser aufreibenden Spielzeit wurde 1860 München Tabellenvierter, verlor aber die Lizenz und musste deshalb den bitteren Gang in die damals drittklassige Bayernliga antreten. Rudi Völler wechselte zum SV Werder Bremen, startete eine Weltkarriere und spielte nie wieder gegen den VfL.

Seit 1981/82 gelang es keinem Zweitligastürmer mehr, in einer Saison 37 Tore zu erzielen – und vor Rudi Völler schafften es nur zwei. 1980/81 traf Frank Mill in Diensten von Rot-Weiß sogar 40 Mal ins Schwarze.
An Horst Hrubesch kam aber auch er nicht heran. Seine 41 Tore aus der Spielzeit 1977/78, die er ebenfalls für Rot-Weiß Essen erzielte, wurden nie übertroffen.

Text: Thorsten Stegemann

Bild: Wolfgang Sidka (l.) und Rudi Völler im Dress von 1860 München – IMAGO / Kicker/Eissner, Liedel