Viele Jahrzehnte lang hatten der VfL Osnabrück und der 1. FC Kaiserslautern praktisch nichts miteinander zu tun – es gab schlichtweg keine Pflichtspiele zwischen den beiden Traditionsvereinen. Erst 2007/08, kam es zu zwei packenden Duellen und einem dramatischen Saisonfinale.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Osnabrück und Kaiserslautern erstklassig – allerdings in unterschiedlichen Ligen. Während der VfL in der Nord-Staffel spielte, trat Kaiserslautern im Südwesten an und dominierte das Geschehen hier lange Zeit nach Belieben. Elfmal beendete der FCK eine Saison als Tabellenführer, 1951 und 53 gewann der Verein überdies die Deutsche Meisterschaft, 1991 und 98 kamen weitere Titel hinzu. Von 1963 bis 96 spielten die Pfälzer durchgehend in der Bundesliga und wenn sie später in der 2. Bundesliga antraten, war der VfL eine Etage tiefer unterwegs.

Der Aufstieg der Lila-Weißen am 2. Juni 2007 ebnete dann endlich auch den Weg zum Betzenberg. Am 7. Oktober des Jahres kam es hier zum ersten Duell mit den ruhmreichen Gastgebern, die nach acht Spieltagen allerdings auf einem Abstiegsplatz rangierten. Die roten Teufel hatte nur 4 von 24 möglichen Punkten geholt und seit April überhaupt nicht mehr gewonnen, während der VfL als Liga-Neuling mit 11 Zählern ordentlich gestartet war.

Doch an historischer Stätte hatten allzu viele Osnabrücker mit ihren Nerven zu kämpfen, obwohl das Team von Kjetil Rekdal vor gut 21.000 Zuschauern keineswegs dominant auftrat. Lautern brauchte 30 Minuten und einen von Björn Runström verwandelten Foulelfmeter, um die eigene Nervosität in den Griff zu kriegen. Ansehnlicher wurde das Spiel aber nicht, folgerichtig fiel die Vorentscheidung durch ein Eigentor von Joe Enochs, dem 20 Minuten vor dem Abpfiff ein Rettungsversuch missglückte. Emeka Opara setzte kurz vor dem Abpfiff den Schlusspunkt unter die erste Begegnung zwischen Osnabrück und Kaiserslautern.

Wiedersehen in Osnabrück

Vor dem Rückspiel, das am 31. März 2008 stattfand, hatte sich die Lage zugespitzt. Kaiserslautern, mittlerweile trainiert von Milan Šašić, rangierte mit 25 Punkten auf dem ersten Abstiegsplatz, der VfL, immer noch gecoacht von „Pele“ Wollitz, mit 28 Zählern auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz.

Die osnatel ARENA war an diesem Montagabend ausverkauft, es gab letztmals Stehplätze auf der Nordtribüne und wer es mit den Lila-Weißen hielt, musste sein Kommen nicht bereuen. Der VfL war von Beginn an die spielbestimmende Mannschaft und absolvierte einen der besten Auftritte dieser Zweitliga-Saison.

In der ersten Hälfte gab es nur Lattentreffer hüben und drüben, doch direkt nach Wiederanpfiff kam der VfL zum verdienten 1:0. Nach einem Pass von Rouwen Hennings erzielte Nico Frommer die Führung für die Lila-Weißen, die noch mehr Oberwasser bekamen, als Schiedsrichter Lutz Wagner Lauterns Abwehrmann Sascha Kotysch nach einem Foulspiel die rote Karte zeigte. Eine Viertelstunde vor dem Ende war es Pierre de Wit, der seine tolle Leistung mit einer sehenswerten Einzelaktion krönte und aus 14 Metern zum 2:0 traf.

Beide Vereine mussten bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen. Der VfL setzte sich im „Abstiegs-Endspiel“ mit 3:0 gegen Kickers Offenbach durch, Kaiserslautern gewann in gleicher Höhe gegen den 1. FC Köln und blieb ebenfalls im Fußball-Unterhaus.


Text: Thorsten Stegemann
Bild: Helmut Kemme