September 2001: Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga läuft auch in der dritthöchsten Spielklasse wenig zusammen. Nach neun Spieltagen hat der VfL nur zwei Partien gewonnen und rangiert auf einem enttäuschenden 11. Tabellenplatz. Trotzdem kommen 9.000 Zuschauer, um das allererste Spiel gegen den SC Verl mitzuerleben. Sie werden ihren Besuch nicht bereuen, denn an diesem Tag läuft alles so, wie sich die Lila-Weißen das vorgestellt haben.

Die Ostwestfalen hatten sich ein Jahr zuvor für die zweigleisige Regionalliga qualifiziert und mit Platz 6 einen beachtlichen Erfolg gefeiert. Cheftrainer Dr. Jörg Weber, der im Januar 2001 Dieter Hecking beerbte, war mit seinem Team auch in der neuen Saison ordentlich aus den Startlöchern gekommen. Nach Siegen gegen Holstein Kiel, Preußen Münster und Bayer Leverkusen II stand der SC vor dem Gastspiel an der Bremer Brücke einen Punkt besser da als die Lila-Weißen.

Doch die Schützlinge von Jürgen Gelsdorf hatten sich an diesem Tag einiges vorgenommen. Von Beginn an setzten sie die Gäste unter Druck, kamen früh zu zwei guten Torchancen und nach einem klug vorgetragenen Angriff über Oleg Poutilo und Daniel Thioune zum 1:0. Der gefeierte Torschütze war Everson Pereira da Silva, der an diesem Tag noch einiges erleben sollte.

Das nächste Ausrufezeichen kam allerdings von einem Abwehrspieler. In der 38. Minute startete Krzysztof Kowalik einen beherzten Angriff von der Mittellinie und überwand Verls Keeper Michael Joswig zum 2:0-Pausenstand. Fünf Minuten nach dem Seitenwechsel wurde es wieder brasilianisch an der Bremer Brücke. 20 Meter vor dem Tor legte sich Everson einen Freistoß zurecht und zirkelte das Spielgerät in den rechten Winkel.

Die Partie war vermeintlich entschieden, doch Verl hatte sich noch nicht aufgegeben. Mariusz Rogowski traf in der 70. Minute aus kurzer Distanz und belebte noch einmal die Hoffnung auf einen Punktgewinn. Wenig später schien sie endgültig dahin, denn Schiedsrichter Dr. Thorsten Hems erkannte nach einem Foul an Everson auf Strafstoß für die Lila-Weißen. Der Doppeltorschütze wollte sich die Chance nicht entgehen lassen, doch die Vorfreude auf den dritten Treffer verleitete ihn zur Nachlässigkeit. Joswig parierte, während sich Everson zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ und prompt die rote Karte sah.

Mit zehn Mann hatte der VfL die Partie nun aber im Griff und startete aus einer sicheren Deckung eine Reihe gefährlicher Konter. Nutznießer war ausgerechnet Joe Enochs, der in seiner bisherigen Karriere noch nie einen Doppelpack erzielt hatte. Nun aber gelangen dem Publikumsliebling – per Kopfball und Flachschuss – zwei Treffer in nur fünf Minuten. Am Ende hieß es 5:1 für den VfL, der von den Fans begeistert gefeiert wurde.

Trotz dieses herausragenden Spiels war 2001/02 nicht die Saison der Osnabrücker. Nach 34 Spieltagen stiegen Lübeck und Braunschweig in die 2. Bundesliga auf, das Gelsdorf-Team musste sich mit Rang 7 begnügen. Verl gewann das Rückspiel gegen den VfL mit 2:1 und lief am Ende auf Rang 11 ein.


Text: Thorsten Stegemann
Bild: Helmut Kemme