2. Juni 2007, letzter Spieltag der Regionalliga Nord: St. Pauli steht als Aufsteiger fest und reist am letzten Spieltag zum Tabellenzweiten Magdeburg. Zeitgleich hat der drittplatzierte VfL Rot-Weiß Ahlen zu Gast. Fünf Minuten vor dem Ende steht es in Osnabrück und Magdeburg 1:1, wenn es so bleibt, spielen die Blau-Weißen künftig in der 2. Bundesliga. Doch dann hat ein Publikumsliebling der Lila-Weißen seinen großen Auftritt.

Vor dem 38. Spieltag hatte der FCM die besseren Karten. 59 Punkte waren auf dem Konto der Magdeburger, bei den Lila-Weißen zählte man nur 58. Die Kicker aus Sachsen-Anhalt hatten den Aufstieg also selbst in der Hand, taten sich gegen den designierten Zweitligisten vom Millerntor aber ebenso schwer wie die Lila-Weißen gegen die abstiegsbedrohten Münsterländer. So war es wenig überraschend, dass hüben wie drüben die Gäste in Führung gingen: Musemestre Bamba traf bereits in der 12. Minute für Ahlen, Ahmet Kuru besorgte den Führungstreffer für St. Pauli (60.).

20 Minuten vor Schluss spitzte sich die Lage weiter zu. Während die Lila-Weißen mit aller Macht um den Ausgleich kämpften, traf Björn Lindemann für Magdeburg zum umjubelten 1:1. Zehn Minuten später zogen die Osnabrücker nach. Ein perfekt getimter Eckball von Alexander Nouri landete auf dem Kopf von Thomas Cichon, der das Leder in die Maschen wuchtete.

Magdeburg stand immer noch mit einem Bein in der 2. Liga, doch in der 86. Minute flog erneut ein langer Pass in die Ahlener Hälfte. Addy Menga verlängerte per Kopf und Thomas Reichenberger schob den Ball in unnachahmlicher Manier zum 2:1 ein. Als Peter Gagelmann die Partie kurze Zeit später beendete, gab es im Osnabrücker Stadion kein Halten mehr. Cheftrainer Pele Wollitz stürmte zum nächsten Fernseher, die Fans versammelten sich auf dem Rasen. Doch ausgelassen jubeln mochte niemand, denn das Spiel in Magdeburg war immer noch nicht beendet.

Es folgten einig der quälendsten Minuten in der jüngeren Vereinsgeschichte. Magdeburg warf alles nach vorne und hatte noch zwei erstklassige Chancen, um ebenfalls in Führung zu gehen und damit alle lila-weißen Aufstiegshoffnungen zunichte zu machen. Doch der spätere VfLer Aleksandar Kotuljac verpasste den Siegtreffer ebenso wie Frank Gerster, der in der allerletzten Minute der Nachspielzeit nur hauchdünn am rechten Pfosten vorbeizielte.

Nun kannte der Jubel an der Bremer Brücke keine Grenzen mehr. Nach drei Jahren Abstinenz war der VfL wieder zweitklassig. Magdeburg musste sich noch elf Jahre gedulden, stieg dann sofort wieder ab und nimmt jetzt einen neuen Anlauf im Fußball-Unterhaus.

Der VfL wünscht den Blau-Weißen alles Gute und gratuliert herzlich zum Aufstieg in die 2. Bundesliga!


Text: Thorsten Stegemann
Bild: Daniel Thioune, damals in Diensten von Rot-Weiß Ahlen und später Aufstiegstrainer des VfL, im Zweikampf mit Addy Menga. Auf dem Weg zum Kopfball: Daniel Chitsulo © Helmut Kemme