Vor 100 Jahren wurde Horst Oettler geboren, der in den Nachkriegsjahren eine wichtige Rolle bei den Lila-Weißen spielte. In Osnabrück ist trotzdem wenig über ihn bekannt, denn Oettler kehrte Mitte der 1950er Jahre in seine Geburtsstadt Zwickau zurück. Wenige Jahre später wurde die Mauer gebaut, doch Oettler erlebte auch wieder Zeiten, da man ohne Probleme von Ost nach West und zurück reisen konnte.

Der am 28. Februar 1923 geborene Horst Oettler lernte das Fußballspielen in seiner Geburtsstadt und war nach dem Zweiten Weltkrieg für die SG Zwickau-Mitte aktiv. 1947 wechselte er in den Westen Deutschlands, wo er zunächst das Trikot des KSV Hessel Kassel trug. 1949 kam er dann – wohl auf Vermittlung seiner sächsischen Landsleute Karl-Heinz Gehmlich und Erich Gleixner – zum VfL Osnabrück. In den kommenden vier Jahren wurde der athletische Kicker auf nahezu allen Positionen eingesetzt und empfahl sich nicht nur als Rechtsaußen, sondern auch als Mittelfeldspieler und Abwehrstratege.

Sein größter Erfolg mit den Lila-Weißen war die Qualifikation für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft 1952, in der die Osnabrücker zwar das große Finale verpassten, dem haushohen Favoriten VfB Stuttgart aber ein denkwürdiges 0:0 abrangen und im eigenen Stadion sowohl Rot-Weiß Essen (3:2) als auch Tennis Borussia Berlin (4:0) besiegten.

Ein Jahr später kehrte Horst Oettler nach Kassel zurück, blieb aber nur kurze Zeit bei seinem Ex-Verein. Den gelernten Kaufmann zog es in die alte Heimat und so entschied er sich zu einem Schritt, der in den 50ern Jahren kein alltäglicher war. Oettler ging freiwillig in die DDR zurück und absolvierte im fortgeschrittenen Fußballalter noch vier Jahre im Trikot des DDR-Oberligisten Motor Zwickau, dem Vorläufer des heutigen FSV. Hier wurde er einige Zeit später Cheftrainer, dann entlassen und wieder zurückgeholt, ehe er seine Laufbahn am 30. April 1967 mit einem Titel krönte. Unter seiner Ägide gewann Motor Zwickau den FDGB-Pokal durch einen 3:0-Erfolg im Endspiel gegen Hansa Rostock.

Anschließend zog sich Horst Oettler auch von der Seitenlinie zurück und arbeitete als Sportlehrer in Zwickau-Pölbitz. Seiner Heimatstadt blieb er bis zu seinem Tod am 6. Dezember 2007 eng verbunden. Auf dem Paulusfriedhof in Zwickau-Marienthal fand er seine letzte Ruhe.


Text: Thorsten Stegemann
Bild vom 15.8.1956: Szene aus dem Spiel ZSK Vorwärts Berlin vs. BSG Motor Zwickau – Zweikampf zwischen dem Berliner Assmy (rechts) und Horst Oettler, Fotoausschnitt. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-40835-0002 / Wendorf / CC-BY-SA 3.0