Dienstagabend, ein volles Stadion an der Hafenstraße, das Duell zweier echter Traditionsvereine vor einer frenetischen Kulisse und 95 packende Spielminuten – unser Spielbericht zum Auswärtsspiel bei Rot-Weiss Essen.

Das Hinspiel brachte durch den 1:0 Erfolg (Torschütze Simakala) den ersten Sieg für VfL-Cheftrainer Tobias Schweinsteiger. Seitdem ist viel passiert: Der VfL hat sich in der oberen Tabellenregion eingerichtet, der Aufsteiger aus Essen hat sich nach Schwierigkeiten in der Hinrunde zuletzt stabilisiert und rangiert aktuell auf Tabellenplatz 14 und hat mit 33 Punkten 8 Zähler Vorsprung auf die Abstiegsregion.

Tobias Schweinsteiger vertraute der „Stammelf“ der letzten Wochen und dem favorisierten 4-3-3 System, Christoph Dabrowski spiegelte dies nahezu für sein Team. Schiedsrichter der Partie war Richard Hempel.

Die Anfangsviertelstunde ging an die Hausherren, die im Vorfeld der Partie bereits angekündigt hatten, vor heimischer Kulisse viel Druck auf den VfL ausüben zu wollen. Die ganz dicken Chancen waren zwar nicht da, weil der VfL überwiegend gut stand, aber allein drei Ecken für RWE in den ersten 18 Minuten dürften Tobias Schweinsteiger nicht geschmeckt haben. Bei Essen war vor allem Young auffällig in den Aktionen. Offensiv fehlten noch der letzte Pass und die letzte Genauigkeit. Die beste Gelegenheit war ein Freistoß von Simakala, der aber abgefälscht wurde und rund einen Meter über das Essener Tor segelte – die anschließende Ecke blieb wirkungslos (21.).

Mit Ablauf der ersten halben Stunde war es dasselbe Bild: Essen mit Druck und Wucht und darauf bedacht, der heimischen Kulisse einen echten Kampf zu bieten. Aber dann…ja, dann kam die 32. Minute und eine Ecke von rechts, getreten von Flo Kleinhansl! In der Box rauscht die „Eule“ heran und an Herzenbruch vorbei, Golz im Tor verharrt auf der Linie und Timo Beermann wuchtet die Kugel mit dem Kopf in die Maschen! 1:0 für den VfL!!

Danach beruhigte sich die Partie spürbar, RWE war um neue Ordnung bemüht, der VfL blieb geduldig und abwartend, agierte weiterhin recht ballsicher aber mit leichten Problemen bei den letzten Bällen. Mit der knappen Führung ging es nach 45 Minuten zum Pausentee.

Esssens Cheftrainer Christoph Dabrowski brachte zur zweiten Hälfte Ennali für Müsel und stellte taktisch auf ein 4-4-2 um, beim VfL gab es keine Wechsel.

Die ersten zehn Minuten gingen erneut klar an RWE, das viel Druck entwickelte und den VfL ordentlich unter Stress setzte. Die beste Gelegenheit der Anfangsphase zur zweiten Hälfte ließ Noel Niemann liegen, nachdem Simakala nach einer Essener Ecke konterte. Er spielte Niemann in der Mitte butterweich an, der allein auf Golz zulief aber beim Schuss ein Tickchen zu lang zögerte, so dass Essens Keeper klären konnte (59.). Auch der Nachschuss von Engelhardt brachte nichts ein. Das hätte das 2:0 sein müssen. Vier Minuten später zappelte der Ball im Osnabrücker Tor, aber wegen eines Blocks von Bastians an Beermann (oder war es doch eine Abseitsstellung?) hatte Hempel vorher abgepfiffen.

Zwei Minuten später zählte der Ausgleich der Essener dann aber doch – und um diesen Treffer hatten die Osnabrücker, die sich gar nicht aus der Essener Umklammerung lösen konnten, fast gebettelt: Nach einem Einwurf kommt der Ball zu Kefkir, der aus der Drehung Ennali bedient, und der netzte aus kurzer Distanz ein (66.).

Das Spiel war ultra-intensiv, es wogte hin und her, beide Teams investierten extrem viel ohne aber weitere Tore zu erzielen. Der VfL hatte durch Robert Tesche noch eine starke Gelegenheit, die aber ungenutzt blieb (75.).

So trennten sich beide Mannschaften nach gut fünf Minuten Nachspielzeit 1:1 Unentschieden – ein Auswärtspunkt, den die Lila-Weißen mitnehmen, obwohl sie nicht ganz zufrieden sein werden. Die Dominanz und Cleverness und auch das nötige Quäntchen Glück waren am heutigen Abend nicht auf VfL-Seite.

Es bleibt aber keine Zeit zum Verschnaufen, denn bereits am Samstag geht es weiter mit dem Heimspiel gegen den Tabellenzweiten SC Freiburg II (Anstoß: 14 Uhr).

VfL: Kühn – Kleinhansl, Beermann, Gyamfi, Traoré – Tesche (Chato, 90.), Kunze (Wulff, 81.), Köhler – Niemann (Rorig, 81.), Simakala (Heider, 70.), Engelhardt

Essen: Golz – Wiegel, Rios Alonso, Herzenbruch, Bastians – Eisfeld (Götze, 83.), Rother, Müsel (Ennali, 46.) – Young (Holzweiler, 83.), Kefkir (Plechaty, 79.), Berlinski

Verwarnungen

VfL: Tesche (58.), Kunze (59.), Schweinsteiger (67.), Gyamfi (90.)

Essen: Rios Alonso (84.) Eisfeld (84.), Wiegel (90.)

Ecken

VfL: 4

Essen: 9

Zuschauer: 17.617


Text: René Kemna
Bild: osnapix