Am 27. Oktober 1955 wurde Vitomir Rogoznica im damals jugoslawischen, heute kroatischen Zadar geboren. Als Neunjähriger kam er nach Deutschland. „Vito“ lebte mit seiner Familie zunächst in Dortmund und später in Bremerhaven, wo er mit dem Fußballspielen begann. Zur richtigen Zeit, wie sich bald herausstellte.
Die große Ära des TuS Bremerhaven 1893, der sich in Vitos Geburtsjahr für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert hatte und erst im Viertelfinale des DFB-Pokals an Schalke 04 gescheitert war, lag zwar schon einige Zeit zurück. Durch die Fusion mit dem OSC Bremerhaven eröffneten sich Mitte der 1970er Jahre jedoch ganz neue Perspektiven. Unter Spielertrainer Egon Coordes (1944-2025), der später lange Zeit Co-Trainer des FC Bayern München war und selbst den VfB Stuttgart, den Hamburger SV oder Austria Wien coachte, gelang 1977 der Aufstieg in die 2. Bundesliga Nord.
Vitomir Rogoznica war in allen 38 Spielen mit von der Partie – auch bei den Duellen mit dem VfL, die an der Bremer Brücke (2:2) und im Nordsee-Stadion (1:1) unentschieden endeten. Der technisch versierte und zweikampfstarke Mittelfeldakteur erzielte außerdem beachtliche 12 Tore, doch den direkten Abstieg konnte er nicht verhindern. Mit Herford, Bocholt und Schwarz-Weiß Essen musste Bremerhaven die Nord-Staffel wieder verlassen. Nicht so Vitomir Rogoznica, der zum ehemaligen Ligakonkurrenten Arminia Hannover wechselte.
Zwei Jahre später erwischte es auch die Arminen, die Rogoznica für kolportierte 62.500 Deutsche Mark nach Osnabrück ziehen ließen. Im Team des neuen Cheftrainers Werner Biskup, der die noch fehlenden Punkte für die Qualifikation zur eingleisigen 2. Bundesliga sammeln sollte, war er fest eingeplant. Doch am 6. Spieltag fuhr Rogoznica dem Bocholter Uwe Montelett so heftig in die Parade, dass Schiedsrichter Manfred Uhlig die rote Karte zückte und der DFB ihn für sechs Partien sperrte.
In dieser Mammutsaison waren allerdings 42 Spiele zu absolvieren. „Vito“ bekam also noch genügend Einsätze, um sich zum Leistungsträger und Publikumsliebling zu entwickeln, der auch in den folgenden Jahren weder Leidenschaft noch Einsatzwillen vermissen ließ. Umso bedauerlicher, dass auch seine Osnabrücker Zeit mit dem Abstieg aus der 2. Bundesliga endete und damit der Schlusspunkt unter seine vergleichsweise kurze Profilaufbahn gesetzt wurde. Ein Angebot der Münchner Löwen lehnte Rogoznica ab und hängte seine Fußballschuhe nach 102 Ligaspielen für den VfL an den Nagel.
Wenn auch nicht so ganz und endgültig, denn auf regionaler Ebene war er weiter als Spieler und Trainer aktiv. An der Seitenlinie begleitete er unter anderem die Sportfreunde Oesede ein Stück auf ihrem Erfolgsweg, der Mitte der 1990er Jahre in die Verbandsliga und den DFB-Pokal führte. Neben dem Fußball widmete sich Vitomir Rogoznica in den vergangenen Jahrzehnten seiner zweiten großen sportlichen Leidenschaft, dem Tennis. Als Spieler und Lehrer fühlt er sich auch auf rotem Untergrund oder in der Halle zuhause – und das Alter scheint dabei keine große Rolle zu spielen. Noch im Sommer dieses Jahres nominierten ihn die Sportfreunde Lechtingen für ihr „Herren 65“-Team.
Text: Thorsten Stegemann
Bild: Vitomir Rogoznica im Zweikampf mit Karsten Surmann (Hannover 96) am 28.04.1984 © IMAGO / Rust
