Heinz Hesse war immer da, wo er gebraucht wurde: Im Sturmzentrum, auf den Flügeln und bisweilen auch im Tor, wenn Stammkeeper Heinz Flotho einmal nicht zwischen den Pfosten stehen konnte. Am 5. Januar wäre Hesse 100 Jahre alt geworden.

Als der VfL 1938 mit dem SC Rapid fusionierte, übernahm der Verein nicht nur die lila-weißen Farben und zahlreiche Mitglieder, sondern auch einige Leistungsträger, die mit ihren neuen Mannschaftskameraden zur legendären „Gartlager Elf“ zusammenwuchsen. Heinz Hesse, damals gerade 18 Jahre alt, fand ebenfalls eine sportliche Heimat beim VfL und kam zunächst in den (allerdings immer seltener werdenden) Spielen der Gauliga Niedersachsen zum Einsatz.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gelang ihm erneut der Sprung in die erste Mannschaft, die ab 1947 in der hochklassig besetzten Oberliga Nord antrat. Zum ersten Heimspiel, das die Lila-Weißen mit 2:1 gegen Arminia Hannover gewannen, kamen 18.000 Zuschauer an die gerade erst wieder instand gesetzte Bremer Brücke.
Nach vier Spieltagen hatte der VfL drei Siege und ein 1:1 gegen den Hamburger SV eingefahren. Doch vor der Partie gegen St. Pauli machte eine Hiobsbotschaft die Runde: Heinz Flotho, der „Schwarze Panther“, der mit Schalke Deutscher Meister geworden war und sogar ein Länderspiel absolviert hatte, musste krankheitsbedingt pausieren. Für ihn schickte Cheftrainer Kurt Schmitt seinen Läufer und Stürmer Heinz Hesse ins Tor.

Als die Nachricht an der Bremer Brücke die Runde machte, „herrschte Grabesstille auf dem weiten Feld“, erinnerte sich der Berichterstatter des „Neuen Tageblatts“. „Jeder war sich des schweren Handicaps bewusst. (…) Man musste das Schlimmste befürchten“.
Doch Heinz Hesse agierte auch auf der Linie grundsolide und mit maximalem Einsatz. So überstand er den Sturmlauf der Gäste –mit Hilfe seiner Vorderleute Otto Coors und Hubert Eickholt – ohne größere Blessuren.
2:2 hieß es am Ende, 25.000 Zuschauer waren restlos begeistert und als Hesse gegen Hannover 96 erneut zwischen den Pfosten stand, schauten Fans und Presse schon deutlich entspannter zu. „Manchmal rettete er recht elegant“, lobte das „Tageblatt“, das den 5:1-Sieg (!) gegen die Kicker aus der Landeshauptstadt ansonsten gelassen zur Kenntnis nahm.

Heinz Hesse, den alle nur „Jan“ nannten, bestritt insgesamt 84 Oberliga-Spiele für den VfL. 1952 beendete er seine sportliche Laufbahn und war als Angestellter der Bundesbahn tätig. Er starb im Jahr 1990.

Bildquellen: Links/Mitte – Werbekarte für „Graute Kaffee“; VfL-Museum / Rechts – Jürgen Bitter: Die Fußballgeschichte des VfL Osnabrück, Osnabrück 1991