Am 19. und 20. Spieltag der Saison 2019/20 gedenken die DFL Deutsche Fußball Liga und die Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga aller Menschen, die während der Herrschaft der Nationalsozialisten diskriminiert, vertrieben und ermordet wurden. Seit 2004 erinnert der deutsche Profifußball rund um den 27. Januar, den Gedenktag der Befreiung der Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau vor 75 Jahren, an die Opfer des Holocausts. Der VfL Osnabrück und weitere Partner wie das kommunale Fanprojekt und die Fanabteilung haben über den Spieltag hinaus ein Aktionsprogramm organisiert.

Veranstaltungen über den Spieltag hinaus

Bereits am 23. und 24. Januar wurden vom Fanprojekt Osnabrück Projekttage unter dem Motto „!Nie wieder“ in den Räumlichkeiten der Bremer Brücke veranstaltet, an denen sich Schülerinnen und Schüler mit dem Thema „Fußball im Nationalsozialismus“ auseinandergesetzt haben. Ein dritter Workshop-Tag folgt am 05. Februar.

Am Samstag, den 25. Januar steht ein Besuch der KZ-Gedenkstätte Neuengamme auf dem Programm. Die Fahrt ist bereits komplett ausgebucht, die rund 15 TeilnehmerInnen beschäftigen sich während der Fahrt mit dem Thema „Fußball in den Konzentrationslagern und in der nationalsozialistischen Gesellschaft“.

Wer sich am Sonntag, den 26. Januar dem Stolpersteingang durch den Schinkel anschließen möchte, ist herzlich willkommen. Los geht es um 11:00 Uhr in der Innenstadt (Neumarkt 4) am Stolperstein von Felix Löwenstein. Die Strecke führt von dort bis in den Schinkel, auf dem Weg werden die Stolpersteine von Felix Löwenstein, Familie Thea Löwenstein, Hermann August Beening, Arthur Bock, Wilhelmine Grabow, August Lümkemann, Familie Walter Strauss, Anita Frankenberg und Max Kowalski angesteuert. Dort wird den Opfern des Nationalsozialismus gedacht und über sie informiert, indem eine Kurzbiographie verlesen wird, zudem werden die Stolpersteine aufpoliert. Abschließend kommen die Mitgänger im VfL-Museum an der Bremer Brücke bei Kaffee, Tee und Kuchen zusammen.

Einen Tag später am Montag, den 27. Januar findet ab 17:30 Uhr anlässlich des Jahrestags der Auschwitzbefreiung eine zentrale Gedenkveranstaltung auf dem Marktplatz in Osnabrück statt. Weitere Informationen dazu unter https://lvosl.de/veranstaltungen/27_januar_2020.php.

Heimspiel am Mittwoch unter dem Motto „!Nie wieder“

Auch das Heimspiel gegen den SV Sandhausen am Mittwoch, den 29. Januar um 20:30 Uhr steht unter dem Motto „!Nie wieder“. Heiko Schulze, als Teil des VfL-Bündnisses, das im vergangenen Jahr mit dem Julius Hirsch Preis ausgezeichnet wurde, verliest einen dem Thema entsprechenden Text über die Stadionlautsprecher. Währenddessen und beim Einlaufen der Mannschaften wird mit einem Banner auf die Aktion aufmerksam gemacht. Darüber hinaus wird VfL-Präsident Manfred Hülsmann auf eine Trikot-Versteigerung aufmerksam machen, die zu Gunsten des Gedenkstättenvereins in Osnabrück durchgeführt wird.

In stillem Gedenken und gegen das Vergessen – in Auschwitz ermordete Osnabrücker:

Karl Bello, Hans Bernstein, Käthe Bernstein, Arthur Bock, Walter Bujakowski, Johanna Cohn geb. Leeser, Minna Dessauer, Julius Dickel, Anita Dusbaba, Ferdinand (August) Dusbaba, Heidelinde Dusbaba, Freerk Jr. Engers, Heinz Engers, Doris (Dora) Engers geb. Pfingst, Rose Engers verh. Van der Hak, Alma Flatauer, Raphael Flatauer, Mirjam Gittelsohn, Hermine Grünberg geb. Mindus, Else Hess geb. Meyer, Hermann Heymann, Maria Heymann geb. Bernstein, August(e) Hunecke, Adelheid Imker, Alois Gerhard Imker, Gertrud Imker, Konstantin Imker, Maria Imker, Robert-Wilhelm Imker, Rosa Anna Imker, Wilhelm Imker, Adolf Leeser, Johanna Leeser geb. Levy, Gertrud Leichtentritt geb. Grünewald, Olga Löwenstein, Thea Löwenstein, Henny Marx geb. van Pels, Adele Meyer, Erich Meyer, Frida Meyer, Henriette Meyer geb. Hecht, Felix Nussbaum, Marianne Nussbaum, Philipp Nussbaum, Sofie Herta Nussbaum geb. Bein, Rahel Nussbaum geb. van Dyk, Adolf Schmidt, Alma Schmidt, Anna Schmidt, Berthold Ferdinand Schmidt, Christa Schmidt, Clemens Schmidt, Franziska Schmidt, Karl-Heinz Schmidt, Josef Schmidt, Klara Schmidt, Lilly Schmidt, Maria (Marie) Schmidt, Marie Schmidt, Maritta (Mariette bzw. Marietta) Schmidt, Ramona Schmidt, Violetta Schmidt, Werner Schmidt, Leopold Schoeps, Hedwig Schoeps geb. Lewin, Anna Straß, Heinrich Strauß, Hildegard Strauß, Margot Strauß, Sibilla Strauß, Walter Strauß, Ruth ten Brink, Rosa Thörner geb. Grünebaum, Abraham Trepp, Clara Trepp, Hermann van Pels, Julius Wagner, Karl Weiß, Richard Werner, Heinrich Winter, Helmut (Helmuth) Winter, Karoline Winter, Margot Winter, Oswald Winter, Otto Winter, Sybille (Sybilla) Winter, Irmgard Zimmt geb. Leeser

Felix Nussbaum: Auch der älteste Sohn Justus, geb. 1901 in Osnabrück, wurde nach der Flucht ins holländische Exil im Spätsommer 1944 von Amsterdam aus deportiert. Sein amtliches Todesdatum wurde auf den 07. bzw. 31.12.1944 datiert. Philipp Nussbaum reiste mit seiner Frau 1933 als „Pensionär“ in die Schweiz, von dort aus weiter nach Italien. 1935 kehrte das Ehepaar nach Köln zurück. Nach der Pogrom-Nacht 1938 emigrierten Philipp und Rahel Nussbaum nach Amsterdam. Von dort aus wurden sie am 08. Februar 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert.

Thea Löwenstein: Die Tochter von Emma und Isidor Löwenstein arbeitete als Direktrice. Sie hatte noch drei Geschwister: Adolf, Olga und Ernst. Der Vater starb bereits 1914 in Osnabrück. Im März 1939 musste die restliche Familie – der Bruder Ernst hatte einen eigenen Hausstand gegründet – in das „Judenhaus“ Kommenderiestraße 11 ziehen. Während ihr Sohn Adolf bereits im Dezember 1941 nach Riga deportiert wurde, wurde Emma Löwenstein im Juli 1942 zusammen mit ihren Töchtern Olga und Thea nach mit dem Transport XI/I-683 nach Theresienstadt verschleppt, wo sie am 06. Oktober 1942 verstarb. Thea wurde zusammen mit Ihrer Schwester Olga am 29.01.1943 mit dem Transport CT-399 in das Konzentrationslager Auschwitz „verlegt“, beide wurden nach Kriegsende „für tot erklärt“. In dem Kalendarium der Ereignisse im KZ Auschwitz Birkenau 1939 – 1945 findet sich unter dem 30. Januar 1943 folgender Eintrag: „Mit einem Transport des RSHA sind 1.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus dem Ghetto Theresienstadt eingetroffen. Nach der Selektion werden 122 Männer, … sowie 95 Frauen … in das Lager eingewiesen. Die übrigen 783 Menschen werden in den Gaskammern getötet.“

Ernst Löwenstein: Der Bruder Ernst, geb. am 25. November 1882 in Osnabrück, heiratete am 02.09.1920 Elisabeth, geb. Witzel, die ev.-luth. Glaubens war. Ihr gemeinsamer Sohn Hans, geb. am 19.03.1923, emigrierte 1937 nach England. Ernst Löwenstein befand sich vom 10. Bis zum 29.07.1943 in einem Zwangsarbeiterlager in Bielefeld, von wo aus er nach Osnabrück zurückkehrte und war ab Oktober 1944 im „Arbeitserziehungslager“ Ohrbeck interniert. Seine Frau musste seit Oktober 1944 Zwangsarbeit leisten.

Autor: Josh Weichert/Sebastian Rüther