1976/77 war der DFB-Pokal ein Wettbewerb der Superlative. 128 Vereine durften teilnehmen, zehn Partien mussten wiederholt werden. Nürnberg und Osnabrück, die am kommenden Samstag an der Bremer Brücke aufeinandertreffen, schafften es bis ins Achtelfinale. Am 8. Januar 77 ging es in Franken um den Einzug in die Runde der letzten Acht.

Neben den Top-Favoriten und den üblichen Verdächtigen waren 76/77 unvergessene Kult-Klubs wie Schwarz-Weiß Essen, Westfalia Herne, SV Röchling Völklingen oder Wormatia Worms, aber auch zahllose Underdogs mit von der Partie.
Der Norden schickte TuRa Harksheide, IF Tönning und den VfR Laboe ins Rennen. Der Bezirk Nordrhein bot Blau-Weiß Niederembt und Concordia Haaren auf, bayerische Fußballer kamen u.a. aus Feuchtwangen, Germaringen und Güntersleben und die hessischen Vertreter vom SSV Dillenburg oder der TSG Leihgestern.

Triumph gegen Dortmund

Die Lila-Weißen bekamen es in der 1. Runde mit dem SC Union 06 Berlin zu tun, der heute in der hauptstädtischen Bezirksliga antritt. Vor knapp 44 Jahren feierte der VfL ein beispielloses Schützenfest und qualifizierte sich mit einem 12:1-Sieg für die zweite Runde.
Im südhessischen Egelsbach hatten die Schützlinge von Siegfried Melzig deutlich mehr Mühe (2:0) und dann kam die Dortmunder Borussia, seinerzeit trainiert von Otto Rehhagel, an die Bremer Brücke. Willi „Ente“ Lippens markierte den Führungstreffer für die Gäste, den Hans-Jürgen Wittfoht ausglich, ehe Reinhold Nordmann und Günter Schäfer den Bundesligisten in der Verlängerung endgültig aus dem Wettbewerb kegelten.

Ausrutscher in Nürnberg

Der 1. FC Nürnberg hatten sich durch Siege gegen die Werder-Amateure (3:0), Wacker 04 Berlin (5:0) und Waldhof Mannheim (3:2) für die Runde der letzten Sechzehn qualifiziert. Die Lila-weißen waren zum ersten Mal ins Achtelfinale vorgestoßen und wollten noch mehr: „Der VfL Osnabrück hat eine Mannschaft, die den Offensivfußball liebt“, betonte Cheftrainer Siegfried Melzig vor dem mit Spannung erwarteten Gastspiel.
Bis auf einen Pfostenschuss von Lothar Gans und eine mutmaßlich elfmeterreife Situation lief in Nürnberg allerdings nicht viel zusammen. Hans Walitza versenkte bereits in der 8. Minute einen Drehschuss im langen Eck. Der überragende Torwart Wolfgang Dramsch vereitelte in der Folgezeit auch die besten Nürnberger Chancen, sodass es schließlich beim knappen 1:0 blieb.
Der VfL war draußen, nun begann die Fahndung nach den Ursachen. Lag es etwa an den „Sambalatschen“, mit denen einige VfLer bei drei Zentimeter hohem Schnee aufgelaufen waren? Stimmte die Einstellung nicht oder lag es an Melzigs (fehlendem) Konzept?
Der Trainer fing derweil an zu rechnen. Die 8.200 Zuschauer in Franken würden dem VfL anteilig noch einmal rund 20.000 Mark bringen. Außerdem habe das Fernsehen für die Partien gegen Dortmund und Nürnberg zweimal 5.400 DM gezahlt. Es sei also, auch finanziell, ein interessanter Wettbewerb gewesen, schloss Melzig.

Das letzte Wiederholungsspiel

Wie oben erwähnt, mussten zehn Spiele in dieser Pokalsaison wiederholt werden, weil es nach 120 Minuten unentschieden stand und die Entscheidung im Elfmeterschießen erst für das zweite Duell vorgesehen war. Diese Regelung betraf erstmals auch das Finale, in dem sich der 1. FC Köln nach insgesamt 210 Minuten gegen Hertha BSC durchsetzte.
Ab 1978 wurde das Finale bei Torgleichheit durch Elfmeterschießen entschieden. Allerdings noch nicht im Berliner Olympiastadion, das erst seit 1985 ständiger Austragungsort ist.

Autor: Thorsten Stegemann / Bild: So berichtete die NOZ am 10. Januar 1977 vom Pokal-Aus des VfL in Nürnberg. Foto: NOZ-Archiv