Wir zählen die 73. Fußball-Saison der Lila-Weißen seit Gründung der Oberliga Nord. Das Duell mit den Kieler Störchen entwickelte sich in dieser Zeit zum absoluten Dauerbrenner. Am Sonntag treffen sich beide Vereine zum 94. Ligaspiel.

Es gibt so einige Klubs, bei denen VfL-Fans ein Dé·jà-vu empfinden. Jedenfalls wenn sie die Geschicke der Lila-Weißen seit Ende des Zweiten Weltkriegs verfolgen. Mehr als 50 Mal ging es gegen die VfBs aus Lübeck und Oldenburg, den FC Bremerhaven, Eintracht Braunschweig und Göttingen 05, Arminia Hannover und Hannover 96, Fortuna Köln und natürlich den FC St. Pauli. Der Dauergegner des letzten Dreivierteljahrhunderts hieß allerdings Holstein Kiel.

Dabei waren die Rollen waren oft klar verteilt – wenn auch nicht immer so klar wie beim 7:1-Erfolg der Kieler im Mai 1980, für den sich die Osnabrücker im September 1995 in gleicher Höhe revanchierten.

Von 1947 bis 63 spielten beide Vereine in der Oberliga Nord – also erstklassig, auch wenn es darüber hinaus noch die Oberligen Süd, West, Südwest und die Stadtliga in (West-)Berlin gab. Nur 1948/49 musste Kiel in Folge eines Zwangsabstiegs aussetzen. Einige Ergebnisse wurden daraufhin annulliert oder am grünen Tisch entschieden.
Davon abgesehen bestritten Osnabrück und Kiel 15 Spielzeiten in der Oberliga Nord und der Vergleich der Abschlusstabellen zeigt nur einen hauchdünnen Vorsprung der Lila-Weißen. Achtmal konnte sich der VfL vor Kiel platzieren – siebenmal war es umgekehrt.

Nach der Gründung der Bundesliga (1963) ging es für beide Vereine in der damals zweitklassigen Regionalliga Nord weiter. In den ersten Jahren stand Kiel mehrfach an der Schwelle zur höchsten deutschen Spielklasse. Ende der 60er/Anfang der 70er pochte dann Osnabrück an die Tür zur Bundesliga. In den Abschlusstabellen stand der VfL siebenmal vor Holstein Kiel. Die Störche ließen die Osnabrücker viermal hinter sich, verpassten 1973/74 aber die Qualifikation für die 2. Bundesliga Nord.

1978 war Kiel wieder da. In den folgenden drei Jahren kam es zu sechs Zweitligaduellen, von denen der VfL drei gewinnen konnte, aber auch das besagte 1:7 hinnehmen musste.

Nach dem erneuten Abstieg der Störche gab es lange Zeit nur sporadische Begegnungen – in der jeweils drittklassigen Amateuroberliga Nord (1984/85) und der Oberliga Nord (1993/94). Ab 1994 sah man sich wieder regelmäßig in der ebenfalls drittklassigen Regionalliga Nord. Nun dominierte der VfL das Spielgeschehen deutlich. Von den 18 Partien, die zwischen 1994 und 2007 ausgetragen wurden, konnten die Lila-Weißen 12 für sich entscheiden, 4 gingen an Kiel, nur 2 endeten mit einem Unentschieden.

In der 3. Liga trafen sich Osnabrück und Kiel erstmals in der Saison 2009/10, als die Lila-Weißen in Schleswig-Holstein ein 1:1 erzielten und ihr Heimspiel mit 3:1 gewannen. Acht weitere Partien folgten, in der Summe war der VfL den Störchen klar überlegen. Sieben Drittliga-Begegnungen gingen an die Lila-Weißen, Kiel gewann nur eine einzige.

Seit 2019 wird wieder Zweitligafußball gespielt, alle drei bisherigen Partien gingen an die Osnabrücker.

Text: Thorsten Stegemann
Bild: Holstein Kiel in der Saison 1978/1979, Bildnachlass Friedrich Magnussen (1914-1987) – Stadtarchiv Kiel, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE