35 Mal trafen der VfL und der HSV seit dem Zweiten Weltkrieg aufeinander und fünf, sechs oder sieben Tore waren in diesem spannungsgeladenen Duell durchaus keine Seltenheit. Doch acht Treffer in einem Ligaspiel gab es nur im Februar 1952.

Der 4:0-Sieg gegen den Lüneburger SK am 21. August 1951 ist der Auftakt zu einer herausragenden Serie. Denn auch die kommenden neun Heimspiele gegen den Bremer SV (1:0), Hannover 96 (3:1), Victoria Hamburg (6:0), Eintracht Braunschweig (3:1), Eintracht Osnabrück (6:3), den FC St. Pauli (4:2), Göttingen 05 (4:1), Werder Bremen (2:0) und den Eimsbütteler TV (4:2) können die Lila-Weißen allesamt für sich entscheiden.

Als der Hamburger SV, der die Tabelle der Oberliga Nord wie gewohnt anführt, am 24. Februar nach Osnabrück kommt, steht somit ein echtes Spitzenspiel an. Denn die Mannschaft von Rudolph Prokoph ist der einzige ernsthafte Verfolger der Rothosen. Knapp 30.000 Zuschauer strömen an die Bremer Brücke und besetzen sogar die Bäume hinter den Zuschauertribünen, um einen Blick aufs Spielfeld zu erhaschen.

Wohl dem, der sich rechtzeitig einen guten Platz gesichert hat, denn schon in der 7. Minute kommt der Ball über Paul Irmen und Ernst-Otto „Ötti“ Meyer zu Addi Vetter, der den VfL mit 1:0 in Führung bringt. Nun geht es Schlag auf Schlag: Meyer erhöht per Foulelfmeter auf 2:0 (17.), Lutz Gerdes trifft nach toller Vorarbeit von Hannes Haferkamp zum 3:0 (25.).

Die Brücke bebt, das Spiel scheint gelaufen, doch HSV-Trainer Georg Knöpfle hat noch lange nicht aufgegeben. Er nimmt taktische Umstellungen vor, die schneller greifen als es dem VfL lieb sein kann. Erich Ebeling und Werner Harden stellen noch vor der Pause den Anschluss wieder her (30./38.) Und es kommt noch schlimmer. Nach dem Seitenwechsel drehen Jupp Posipal und Herbert Wojtkowiak die Partie innerhalb von drei Minuten (60./63.). Zehn Minuten vor dem Abpfiff steht es 4:3 für den Hamburger SV, doch dann nimmt „Ötti“ erneut Maß und schiebt das Leder zum allemal verdienten Ausgleich in die Maschen.

Noch im fortgeschrittenen Alter erinnerte sich der 1927 in Holzhausen geborene und 2010 in Mannheim verstorbene Ernst-Otto Meyer begeistert an ein außergewöhnliches Spiel, dem er seinen Stempel aufdrückte und an die fantastische Kulisse, die diesem Duell einen würdigen Rahmen gab.

Am Ende der Saison zogen dann auch beide Kontrahenten in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ein. Der HSV als Nordmeister, der VfL als Tabellenzweiter mit der bis dahin besten Abschlussplatzierung in der Oberliga Nord.


Text: Thorsten Stegemann
Bild: NOZ-Archiv