Sechs Punkte in den Heimspielen gegen den VfB Stuttgart und den Hamburger SV – damit war nicht zu rechnen! Wie konnte der VfL Osnabrück diese Punkte trotz der deutlich unterschiedlichen Rahmenbedingungen einfahren? Eine Spurensuche.

Bei der Analyse der Siege gegen die beiden ausgemachten Aufstiegsfavoriten ist eine getrennte Betrachtung notwendig. Gegen den VfB war der Sieg eher in die Kategorie „glücklich“ einzuordnen. Der VfL war durch Marcos Alvarez früh (4.Minute) in Führung gegangen und musste danach eine Vielzahl von brenzligen Chancen überstehen. Bei den 22 Torschüssen der Stuttgarter war es mehrfach Philipp Kühn, der fast schon sicher geglaubte Tore verhinderte. In dieser Partie schaffte es der VfL nur selten, noch einmal eigene Torchancen zu kreieren oder die wenigen Konter erfolgreich abzuschließen. Dennoch: Die Lila-Weißen wehrten sich mit allen Mitteln bis zum Abpfiff gegen den Ausgleich und hatten dank einer mannschaftlich geschlossenen Leistung das bessere Ende für sich.

Ein anderes Bild zeigte der VfL am Freitag unter Flutlicht. Gegen den HSV hatte der VfL nach 90 Minuten sogar ein kleines Chancenplus auf der Habenseite (19:18). Auch Gästetrainer Dieter Hecking zollte der Leistung des Aufsteigers Respekt und bezeichnete den Sieg als verdient. Eine Einordnung.

Ein Erfolgsgeheimnis war sicher die einmal mehr herausragend funktionierende Defensivleistung, die schon mit dem Gegenpressing der Offensivakteure beginnt. Zudem erwies sich die Dreierkette mit Adam Susac, Joost van Aken und Moritz Heyer als taktischer Kniff. Hinter dieser Defensivreihe zeigte „Pipo“ Kühn erneut eine tolle Leistung. In der bisherigen Saison hat der VfL nur 14 Gegentore in 15 Spielen kassiert und stellt damit statistisch die beste Abwehr der Liga.

Doch neben der starken Defensive war es auch die Offensive, die den Hamburger SV vor die ein oder andere schwierige Aufgaben stellte. Besonders heraus sticht dabei natürlich das Solo von Niklas Schmidt, der seine Leistungen in den letzten Wochen immer weiter steigern konnte, dessen Selbstbewusstsein immer weiter zunimmt und zum Dreh- und Angelpunkt der VfL-Offensive wird. Das zeigen auch seine weiteren Tormöglichkeiten in der ersten Halbzeit, als er zwei Mal aus der Distanz gefährliche Schüsse auf das Gehäuse von Daniel Heuer Fernandes brachte.

Zur Offensive gehörten am Freitag aber auch die beiden Außenverteidiger Felix Agu und Bashkim Ajdini, die gegen den Ball agierend die Dreierkette zu einer Fünferkette werden ließen und offensiv immer wieder für gefährliche Aktionen sorgten. Beispielhaft zu nennen ist die Vorlage von Agu auf 2:0-Torschütze David Blacha, der in Stürmermanier direkt vor dem Hamburger Gehäuse auftauchte und die Vorlage kurz vor dem Pausenpfiff gab.

Doch wer nach der Führung zur Pause mit einem defensiv stehenden VfL gerechnet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Die Lila-Weißen versuchten immer wieder nach Ballgewinnen direkt durch Konter für Torgefahr zu sorgen. Zudem konnte die Thioune-Elf auch immer wieder längere Ballbesitzphasen erzeugen. So war der VfL zum Ende der Partie dem 3:1 durchaus näher als der HSV dem Ausgleich.

Der VfL bestach also erneut durch Einsatz, Kampf sowie ein durch gutes taktisches Konzept, aber eben auch durch Qualität, die jeder einzelne Spieler auf den Platz bringt. Wie schon in der vergangenen Aufstiegssaison ist eine ständige Weiterentwicklung der einzelnen Spieler zu erkennen, die das Niveau der gesamten Mannschaft weiter steigert.