Das VfL-Bündnis „Tradition lebt von Erinnerung“ lädt am 14.01.2024 ab 11:00 Uhr zur  Auftaktveranstaltung seiner „!Nie Wieder“-Projektwochen ein. Anlass ist der mittlerweile 20. Erinnerungstag im Deutschen Fußball, der stets im Vorfeld des 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus stattfindet. Veranstaltungsort ist wie schon 2019 bei der Museumsveranstaltung zum Jubiläum der Meistermannschaft von 1969 das historische Piesberger Gesellschaftshaus.

Im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung wird in diesem Jahr das Schicksal von Zwangsarbeitenden in der NS-Zeit stehen. Neben einem Einstiegsreferat von Dr. Christine Glauning (Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit) und Michael Gander (Gedenkstätte Augustaschacht) wird das Projekt „Von Orten des Jubels zu Orten des Unrechts. Zwangsarbeiterlager auf Fußball- und Sportplätzen“ seine überregionale Arbeit und aktuelle Forschungsergebnisse vorstellen. Deutlich über 100 Standorte, die „umgewidmet“ wurden, sind bisher zusammengetragen worden – darunter bei eher unbekannten aber auch bei namhaften Vereinen.

Im Anschluss wird Heiko Schulze hierzu die Geschichte der „Gartlage” als ehemaliger Spielstätte des VfL Osnabrück und späterem Ort eines Zwangsarbeitslagers erläutern. Der Platz wurde bereits ab 1907 vom damaligen Osnabrücker Ballspielverein von 1905, einem Vorgänger des VfL hergerichtet und in der Folge in den Jahren 1927 und 1937 weiter ausgebaut. Mitte 1939 – unmittelbar nachdem die „Gartlager Elf“ diesen Namen mit dem bis dato größten Erfolg der Vereinsgeschichte und einem legendären Ruf verbunden hatte – wechselte der VfL an die vom SC Rapid geschaffene Bremer Brücke, sodass das alte Gelände den Zwecken der nationalsozialistischen Rüstungsindustrie sowie später dem Zwangsarbeitslager zur Verfügung stand.

Nach der Veranstaltung besteht schließlich die Möglichkeit, im historischen Pferdestall des Museums Industriekultur die Wander- und Sonderausstellung „Anpassung, Ausgrenzung, Instrumentalisierung. Fußball in der NS-Zeit“ zu besichtigen. Die Ausstellung ist fußläufig in nur wenigen Minuten zu erreichen.

Für den Besuch ist eine baldige Anmeldung über das nachstehende Formular erforderlich. Für ein gastronomisches Angebot ist gesorgt.

Zum Anmeldeformular

Das Bündnis

Das Bündnis „Tradition lebt von Erinnerung“ (TLVE), das für seine Arbeit im Jahr 2019 mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet wurde, bemüht sich seit vielen Jahren mit verschiedenen Projekten rund um den VfL um eine Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus sowie eine angemessene Erinnerungskultur. Die Namensgebung des Bündnisses ist dabei sehr bewusst gewählt, auch wenn sie im ersten Moment vielleicht sogar floskelhaft klingen mag. Er ist eine Selbstverpflichtung, welcher der VfL Osnabrück sich ebenfalls verschrieben hat: Als Traditionsverein, der sowohl in der Außen- als auch in der Innenwahrnehmung als solcher gesehen wird und der sich auch bewusst so inszeniert, darf er nicht selektiv sein. Ehrt der VfL beispielsweise seine berühmte „Gartlager Elf“, so sieht das Bündnis es als Aufgabe an, die Begleitumstände nicht außer Acht zu lassen. So bestanden, dies haben jüngste Forschungen ergeben, nachweislich bei einigen Spielern und Funktionären Verbindungen und Mitgliedschaften zu/in NS-Organisationen. An dieser und vielen weiteren Stellen sind die Recherchen jedoch noch nicht abgeschlossen. Interessierte sind auch deshalb herzlich zur Auftaktveranstaltung eingeladen, um Kontakte zu knüpfen oder Informationen für eine mögliche Mitarbeit zu erhalten.


Text: Bündnis TLVE