Neun Deutsche Meisterschaften und vier Pokalsiege krönen die Geschichte des nächsten großen Traditionsvereins, der am Sonntag um 13:30 Uhr seine Visitenkarte an der Bremer Brücke abgibt. Vor der Partie gegen den 1. FC Nürnberg werfen wir einen Blick auf die aktuelle Situation bei den Franken.

Nach einer durchaus überzeugenden Vorbereitung, in der die Schützlinge des neuen Cheftrainers Christian Fiél fünf Partien für sich entschieden, nur gegen den 1. FC Saarbrücken verloren und sogar dem englischen Top-Klub Arsenal London ein Unentschieden abtrotzten, verlief der Saisonstart deutlich unter den Erwartungen. Die Reise nach Rostock endete ohne Punktgewinn (0:2) und im heimischen Max-Morlock-Stadion reichte es nach einem 0:2-Rückstand gegen Hannover 96 am Ende nur noch zu einem Punkt. Erst der DFB-Pokal bescherte Nürnberg dann ein Erfolgserlebnis. Beim fünftklassigen FC Oberneuland gewannen die Franken am Samstagnachmittag klar mit 9:1.

„Wir sind nach wie vor ein großer Verein“

Trotzdem erinnerte der enttäuschende Start Pessimisten bereits wieder an die vergangenen Spielzeiten, in denen die Nürnberger von der Rückkehr in die 1. Bundesliga weit entfernt waren. 2020 rettete nur die Auswärtstorregel den Club vor dem Sturz in die 3. Liga, in der vergangenen Saison stand lediglich Platz 14 zu Buche. Sportvorstand Dieter Hecking fand es nun an der Zeit, die fränkischen Ansprüche etwas herunterzuschrauben. „Wir sind nach wie vor ein großer Verein, und das lassen wir uns auch nicht nehmen“, betonte Hecking im Interview mit dem „Weserkurier“. Die gegenwärtige Situation sei allerdings herausfordernd. „Wir müssen uns erst wieder etwas aufbauen, um mit anderen Vereinen mithalten zu können.“

Die hervorragende Jugendarbeit des Vereins könnte bei diesem Aufbau eine Schlüsselrolle spielen. Nach Berechnungen des „kicker“ war Nürnberg mit 3.480 Einsatzminuten seiner U 20-Spieler schon 2022/23 einsame Spitze in der 2. Bundesliga. Im letzten Heimspiel sorgte dann der erst 17-jährige Can Uzun mit seinen beiden Toren gegen Hannover für einen echten Paukenschlag. Mit Uzun standen zwei Zwanzigjährige – Nathaniel Brown und Jens Castrop – in der Startelf, der 21-jährige Ali Loune wurde später eingewechselt.

Die Erfolge des vereinseigenen Nachwuchses haben allerdings auch ihre Schattenseiten. Can Uzun, der gegen Oberneuland sogar dreimal ins Schwarze traf, soll bereits von Spitzenvereinen aus dem In- und Ausland beobachtet werden …

Taktisches

Kwadwo Duah, mit 11 Treffern bester Torschütze der Vorsaison, wechselte im Sommer zum bulgarischen Meister und Pokalsieger Ludogorez Rasgrad. Seine Rolle könnte Rechtsaußen Joseph Hungbo übernehmen, der vom Championship-Klub FC Watford verpflichtet wurde. Auf der anderen Seite agierte in den ersten beiden Ligaspielen Kanji Okunuki, ein weiterer Neuzugang vom japanischen J2 League-Vertreter Omiya Ardija, während in der Sturmmitte Christoph Daverner auflief. Hinter drei Offensivleuten ist mit einem Dreier-Mittelfeld und einer Viererkette vor Stammkeeper Christian Mathenia zu rechnen.

Lila-Weiß gegen Rot-Weiß

In die Statistik sollten die Lila-Weißen vor dieser Begegnung eigentlich nicht schauen. Von 14 Pflichtspielen konnten die Osnabrücker nämlich nur zwei gewinnen. Die Franken gingen dagegen zehn Mal als Sieger vom Platz. Auf der anderen Seite kann man aus einer solchen Bilanz natürlich auch die Motivation schöpfen, sie etwas positiver zu gestalten …


Text: Thorsten Stegemann

Foto: osnapix