1980/81 war eine Saison der Superlative. Vor der Einführung der eingleisigen 2. Bundesliga traten in der Nord-Staffel 22 Vereine an. Der VfL musste mindestens Sechster werden, um die Platzierungen der Vorjahre auszugleichen.

Vor dem Gastspiel am Kölner Höhenberg brauchte sich das hochkarätig besetzte Team von Werner Biskup um Platz 6 allerdings keine Gedanken machen. Die Lila-Weißen waren nach dem achten Spieltag Tabellenführer, weil sie bereits ein Spiel mehr absolviert hatten als Verfolger Alemannia Aachen. Und sie reisten auch als Spitzenreiter nach Hause, obwohl Viktorias Cheftrainer Ernst-Günter Habig im Vorfeld „drohte“, der VfL werde sich wundern – und augenscheinlich meinte, die Osnabrücker würden ihr blaues Wunder erleben.

Doch an diesem spätsommerlichen Septembernachmittag hatten die Lila-Weißen keine Gastgeschenke im Gepäck. Vor 3.500 Zuschauern erzielte Niel Tune-Hansen schon nach fünf Minuten das 1:0, das der Ex-Osnabrücker Burghard Segler, begünstigt durch Tony Fagots missglückten Rettungsversuch, allerdings schnell egalisieren konnte. Auch auf die erneute Führung durch Ralf Lehmann hatten die Kölner noch eine Antwort parat – in Form eines sehenswerten Fallrückziehers von Rainer Künkel.

Die Lila-Weißen ließen sich von diesen Rückschlägen jedoch nicht beirren und marschierten weiter unentwegt nach vorn. Ein zweiter Treffer von Tune-Hansen und ein Tor von Fagot, der im 1:1-Duell mit Viktoria-Keeper Bernd Helmschrot die Nerven behielt, sorgten für den 4:2-Pausenstand.

NOZ-Reporter Jürgen Bitter beobachtete nach der Pause, wie die Kölner Fotografen ihren Platz hinter dem Tor von Rolf Meyer verließen und sich lieber hinter dem Kasten von Helmschrot aufbauten. Keine schlechte Entscheidung, denn nun schlug die Stunde des brandgefährlichen Osnabrücker Sturmduos. In der 48. Minute setzte sich Detlef Olaidotter im Strafraum durch und beförderte den Ball kurzentschlossen in die Maschen, mit dem Schlusspfiff erzielte Horst Feilzer per Elfmeter einen seiner insgesamt 30 Saisontreffer.

Auch im Rückspiel gab es für die Kicker von der rechten Rheinseite, die damals noch als SC Viktoria Köln antraten, nichts zu holen. 4:1 hieß es nach 90 Minuten für den VfL, der am Ende dieser denkwürdigen Saison punktgenau auf Rang 6 einfuhr. Trotzdem mussten die Lila-Weißen noch drei Wochen um den Klassenerhalt zittern, der erst feststand, als Braunschweig in die Bundesliga aufgestiegen und Bielefeld in der Beletage geblieben war. Viktoria verpasste die Qualifikation für die neue 2. Bundesliga und kehrte bis heute nicht ins Fußball-Unterhaus zurück. Seit dem Aufstieg in die 3. Liga zeigt die Tendenz des Vereins, der auf eine lange Tradition und eine wechselvolle Geschichte verweisen kann, aber wieder nach oben.

Wo Schatten ist, ist eben auch Licht – und umgekehrt. 1981 gab es nämlich auch für die Osnabrücker nicht nur Grund zum Jubeln. Erfolgstrainer Werner Biskup und der überragende Horst Feilzer wechselten zum Ligakonkurrenten Bayer Uerdingen. In der folgenden Premierensaison der eingleisigen 2. Liga landeten die Lila-Weißen nur auf Rang 13.

Text: Thorsten Stegemann
Bild: Neue Osnabrücker Zeitung